Doppeltes Pech

Ein Gedicht von Michael Jörchel
Ein Mann, der alle anderen für das Unglück seines Lebens verantwortlich machte ging, in der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts, durch die Vororte der Großstadt, in der er lebte, um sich einmal an den Menschen zu rächen die es, seiner Ansicht nach, auf seinem Rücken zu Wohlstand gebracht hatten. Er zerstörte die Fensterscheiben an den Häusern und sprühte derbe Worte an die Mauern und Zäune der einzelnen Grundstücke. Er trat gegen die Rückspiegel der parkenden Autos und riss die Scheibenwischer heraus. Ein Mann, der ihn daran hindern wollte, wurde so brutal zusammen geschlagen, dass er leblos vor seinem Grundstück liegen blieb.

Auf dem Weg der Zerstörung machte er auch vor einer Telefonzelle nicht halt. Er riss den Hörer ab und trat so stark gegen das Telefon, dass es mit einem riesigen Scheppern durch die Scheibe der Telefonzelle krachte. Durch den Schwung seiner Tritte fiel der Mann hinterher und verletzte sich schwer an den Glasscherben, die sich sowohl in sein Gesicht als auch in den Körper schnitten.
Er verlor dadurch viel Blut und wollte sofort einen Rettungswagen anrufen. Allerdings hatte er die einzige Telefonzelle dieser Gegend zerstört und Mobiltelefone waren zu der Zeit noch nicht so verbreitet. Letztendlich gelang es ihm, sich in einen Vorgarten zu schleppen, in dem er dann auch gefunden wurde.

Im Krankenhaus wurde ihm gesagt, dass sein Auge, das von einer Glasscherbe zerstört wurde, nicht mehr gerettet werden konnte weil der Unfall einerseits zu spät gemeldet wurde und weil andererseits zu viel Zeit vergangen sei bis sie einen Spezialisten aus einem anderen Krankenhaus herbeiholen konnten, da der hiesige Augenspezialist , vor seiner Haustür, von einem Unbekannten niedergeschlagen wurde.

© Michael Jörchel

Informationen zum Gedicht: Doppeltes Pech

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15.02.2013
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