Hauswandeln

Ein Gedicht von Meteor
Ich wandle manchmal nachts durchs Haus,
die Lichter lasse ich dabei absichtlich aus.

Selbst mit verbundenen Augen
rein nach Gespür,
auf das Haus habe ich Vertrauen,
blind finde ich jede Tür.

Jedes Zimmer hat Bedeutung,
beherbergte Kinder oder
erfüllte einen Zweck.
Über die Jahre ist es Platzvergeudung,
die Entwachsenen zog es weg.

Aber alles bleibt so belassen,
wenn eins der Ausgeflogenen kehrt heim,
soll es wieder alles so anfassen,
als würde alles so wie früher sein.

Mit erinnerungsvoller Ahnung
wandle ich im Schlaf durch ihre Zimmer,
sie sind jetzt groß, die Sorgen Mahnung,
diese Zeit von einst kommt nimmer.

In Schemen sehe ich spielende Schatten,
Kaufladen, Legos, die Bilder, die sie malten.
Ich denke, dass sie doch alles hatten,
vorallem Schutz und Zeit mit ihren "Alten".

Ich streife das Bett wieder ordentlich glatt,
in das ich mich gerade schwermütig setzte.
So, wie ich es früher hunderte Male tat,
das Kind vorm "gute Nacht" noch herzte.

Danke, Haus! Danke für alles!
Etwas mitgenommen siehst du aus ...
Auch ich hab Anzeichen des Verfalles,
doch wir beide passen weiter auf uns auf ...

So wandle ich weiter durch Stock und Raum,
Laternenlicht schimmert durch die Fenster,
durchlebe abermals die schöne Zeit im Traum,
bin der Hausgeist unter den Gespenstern ...

© meteor 2025

Informationen zum Gedicht: Hauswandeln

16 mal gelesen
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29.07.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Meteor) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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