Bilanz der Leere
Ein Gedicht von
Max Vödisch
Sie sitzen hoch in Sälen aus Granit,
wo kein Geschrei des Volkes je eintritt.
Der Blick starr auf goldne Bilanzen gerichtet,
was draußen brennt, wird ohne Wert gewichtet.
Man misst das Kapital des Landes nur in Zahl’n,
lässt Menschlichkeit und Hoffnung verstrahl’n.
Es zählt der Index, nicht der einfache Mann,
der seinen Alltag kaum noch meistern kann.
Sie reden von Märkten, von Wachstum und Geld,
von Ordnung, die sich mit der „Zivilisation“ misst.
Doch draußen stirbt die halbe Welt,
während hier das Herz vergisst.
Sie sehen nicht, wie Menschen fallen,
im Konsum die Seelen hallen.
Gedrillt in Strahlen, blind und taub,
vergessen wir, was der Einzelne glaubt.
Das Herz der Welt gefriert im kalten Schein,
vom Stahl ummantelt, ganz aus Stein.
Und wenn der Trug der schönen Märkte bricht,
hält kein Gold die Schuld im Angesicht.
Viele hoffen auf ein Umdenken,
auf ein weitsichtiges Lenken,
im Staate und in der Politik,
einen Weg zur Solidarität zurück.