Die Königsadler [Aquila chrysaetos]
Ein Gedicht von
Marcel Strömer
Einsam auf den Dorffeldern,
unter Grasmatten, robusten Flechten und Moosen,
manchmal vom wandernden Flugsand bedeckt, werden sie geboren –
die Königsadler, Herrscher der Lüfte.
Unter breiten, kraftvollen Flügeln tragen sie Triumph und Freiheit,
ihre Federn schimmern wie geschichtete Dachziegel,
spröde Schönheit, geformt durch Jahrtausende der Evolution.
Sie stürzen im Flug, präzise und unbarmherzig,
bis zu zweihundertvierzig Kilometer pro Stunde,
ein lebendiges Gedicht aus Muskelkraft und Schwingen.
Einst geächtet, verfolgt von Menschen,
bohren sie ihre Schnäbel in die Vernunft der Natur,
bewahren das Gleichgewicht der Ökosysteme.
Ihre Nachkommen sind rar, doch umsorgt und behütet,
jede Brut ein triumphales Versprechen des Lebens.
Wachsame Augen stehlen den Blick der Berge,
und selbst die Stille der Felder erkennt ihre Königsherrschaft.
© Marcel Strömer
[Magdeburg, 15.11.2025]