Das Erbe kann warten.. [Teil 3]

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Frau Scherz entspringt einer Idee, deren Existenz jedoch real ist und die sich in der Welt unmittelbar manifestiert. Ihre Erscheinung ist nicht zufällig, sondern folgt einer Logik der Wahrnehmung und der Notwendigkeit; sie tritt auf, wenn die Umstände es erfordern. „Passt perfekt“, konstatiert sie nüchtern, ohne Übertreibung, und signalisiert damit die Angemessenheit ihrer Präsenz.

Die gesellschaftlichen Eliten – die sogenannten „Großen der Krone“ – erscheinen ihr weitgehend irrelevant. In einer Metropole wie Berlin, die einerseits für ihre kulturelle Strahlkraft bekannt ist, andererseits jedoch oft oberflächlichen Glanz über substanzielle Inhalte stellt, wird die Differenz zwischen Schein und Realität besonders deutlich. Frau Scherz nutzt diesen Kontext als Prüfstand: Hier lassen sich Unterscheidungen treffen, die andernorts verborgen bleiben.

Arbeit, Beruf, Hobbys – die üblichen Kategorien der gesellschaftlichen Ordnung – betrachtet sie mit analytischer Genauigkeit. Ihre Aufmerksamkeit gilt der Substanz, nicht der Inszenierung. Wenn sie nachdenklich wird, so ist dies kein Zeichen von Unsicherheit, sondern Ausdruck eines Überzeugungsmodus: Sie überprüft, was sie bereits weiß, um ihre Gewissheiten zu validieren.

Gesellschaftliche Attitüden analysiert sie vergleichend. Sie betrachtet Trends, Moden und Meinungsäußerungen und ordnet sie ein. Dieses Vorgehen ist weder prätentiös noch selbstzweckhaft; es folgt einem inneren Maßstab von Gewissenhaftigkeit und kritischer Neugier, der sie veranlasst, Sachverhalte bis ins Detail zu prüfen.

Ihr Interesse gilt nicht primär dem materiellen Erbe. Sie strebt vielmehr an, ein Erbe anzutreten, das ihr aus moralischen Gründen zusteht. Dabei beobachtet und bewertet sie ihre Umgebung sensibel, erkennt subtile Strömungen und widersteht dem Druck gesellschaftlicher Konformität. Frau Scherz ist kein Produkt des Mainstreams; sie definiert ihre Maßstäbe eigenständig.

Ihre Freude liegt im Teilen von Erkenntnis, auch unter dem Anspruch eines konsistenten Wertekompasses. Schon in jungen Jahren hat sie gelernt, zwischen ernsthafter Absicht und bloßer Äußerung zu unterscheiden. Sie sucht keine Anerkennung um ihrer selbst willen, sondern eine Bestätigung der Integrität von Absicht und Handlung.

Frau Scherz scherzt nicht. Sie flunkert – doch ihre Flunkereien dienen der Präzision und der Verdeutlichung von Wahrheit. Sie entblättern die Wirklichkeit, ohne sie zu verzerren, und offenbaren die Essenz dessen, was Bestand hat.


© Marcel Strömer
[Magdeburg, 10.12.2025]

Informationen zum Gedicht: Das Erbe kann warten.. [Teil 3]

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10.12.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Marcel Strömer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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