Abschied (von meiner große Liebe)

Ein Gedicht von Marcel Strömer
Ich falte dieses Blatt Papier in meinen Händen.
Nichts steht darauf geschrieben.
Leben kommt und geht vorrüber.
Ich sehe zwei leblose Lippen,
wie aus Marmor geschnitten.
Deine Seele hat ihre Flügel ausgebreitet.
Wunderschön und anmutig gehst du
Zurück zu Mutter Erde.
Ich zittere vor Angst, Erregung und Trauer.
Auf leisen Sohlen
Hast du dich davongeschlichen.
Ausschnitte wie in einem Kinofilm.
Dein warmes Lächeln,
Dein Sonntagsgesicht,
Deine Kraft suche ich von nun an,
hinter jeder Mauer, in jeder Ecke.
Ich kann mir einbilden –
Du sitzt tief in meinem Herzen.
Meine Fantasie erfindet dich neu
Und ich bin an deinem Totenbett.
Wie ein leeres weißes Blatt Papier wirkt es.
Liebevoll falte ich es zusammen.
Was hätte alles darauf stehen können.
Botschaften vom Liebestaumel
Und von Freudentänzen in der Sonne.
Ich sagte einmal zu dir,
du riechst nach Strand.
Ich meinte das Meer, den Sand,
den Wind, das Treibholz.
Wenn ich eines Tages in Rio bin,
werde ich dein Haus aufsuchen,
dein Grab, deine Heimat,
deine Geschichte.
Ich werde laut deinen Namen
Ins Meer schreien.


© Marcel Strömer
(Bremen 1999)

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Informationen zum Gedicht: Abschied (von meiner große Liebe)

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31.10.2014
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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