Die Alte im Zauberwald

Ein Gedicht von Jürgen Wagner
'Ich habe Euch so lieb wie Salz!'
gestand sie ihrem Vater
Sie schmiegte sich an seinen Hals
Gerührt war'n die Berater

Der König aber war entsetzt
'Ich will dich nicht mehr sehen!'
Er fühlte sich zutiefst verletzt
Prinzessin musste gehen

Sie kam im Wald zu einem Haus
zu einer weisen Alten
und diente ihr tagein, tagaus
Es war schwer auszuhalten

Drei Jahre waren unbequem,
sie musst' die Gänse hüten
Sie war auch nicht mehr wirklich schön,
doch and're Dinge blühten

Ein Graf, der kam zu ihrem Ort,
nur Lasten musst' er tragen
Die Alte sandte ihn dann fort,
dem König was zu sagen

Die suchten auf ihr liebes Kind,
das doch noch weiterlebte
Die Hochzeit sollte sein geschwind,
im Waldhaus eine Fete

Es wurd' serviert ein Hirschgericht
nur ohne die Gewürze
Der König machte ein Gesicht,
doch lernte er in Kürze

dass Zucker nicht die Liebe macht
Es braucht auch Salz zum Leben
Unangenehmes führt uns sacht,
kann uns die Würze geben


Nach einer Geschichte, die nach Karl Paetow ebenfalls zum Sagenkreis der Frau Holle gehört. Es handelt sich um eine Vorform des Grimm'schen Märchens der Gänsehirtin am Brunnen.

Informationen zum Gedicht: Die Alte im Zauberwald

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12.02.2016
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jürgen Wagner) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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