Einer zu viel auf Erden (N.86)

Ein Gedicht von Jacob Seywald
Der Efeu, der sich am Stamme hochrankt,
der nur durch ihn so mächtig prankt,
der bin ich, ich, der schwankt.

Als sei ich jemals in der Lage
ein Baum zu sein.
Als stelle sich jemals die Frage,
warum sei ich denn so klein.

Im Walde, welchen ich so begehre,
wäre ich nur ein Gewächs mit wenig Schwere.
Im allergrößten dunklen Hain,
gäb ich lediglich mit den Kleinsten,
ein großes Stelldichein.

So manch ein Mensch den schert es nicht,
manch ein Mensch wächst nie hoch genug, spürt nie das Licht.
Vielleicht bin ich es auch,
so ein Mensch,
doch warum will ich nicht den Strauch?

Warum sehe ich mich als etwas Großes?
Warum will ich ein Baum sein?
Warum kann ich nicht genügsam werden?
Weil ich nur ein Mensch bin, vielleicht einer zu viel auf Erden?

Jacob Seywald XIII

Informationen zum Gedicht: Einer zu viel auf Erden (N.86)

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29.11.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Jacob Seywald) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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