Dasein ohne dort sein {245}

Ein Gedicht von Jacob Seywald
Kommt der Abend nicht zu mir
und das, was da so an ihm hängt,
spiel’ ich Schere-Stein-Papier,
seriös und konsequent.

Ich gewinne nicht, das tu’ ich nie,
spiele nur aus Jux und Laune.
Verlier auch nicht – welch Harmonie – zergeht in meinem Auge?

Das Spiel ist aus, die Sterne an,
kein Regen fällt, doch plötzlich dann,
ein Mensch, der offen in mich schaut,
der zu mir kommt, sich schüchtern traut.

Genügt mir denn der eigne Mut?
Auf diese Fragen, keine Quellen
und ja trotz dessen sie sich stellen,
so bloß zum Trotze tut es gut.

Es mäht ein Schaf von weiter her,
ihm folgen welche, immer mehr.
Sie springen weit, ich schlafe ein,
die Zeit vergeht, wie von allein.

Nun aufgewacht ist alles fort,
wo war ich denn so kurz?
Auf kühnem Flug so folgte Sturz,
noch immer da am gleichen Ort.

Jacob Seywald XIII

Informationen zum Gedicht: Dasein ohne dort sein {245}

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17.06.2023
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