Doch ihre Seelen schrei'n und weinen

Ein Gedicht von Horst Hesche
Geliebtes azurblaues Mittelmeer,
du trennst die Völker und verbindest.
Du wirst zum Helfer in der größten Not.
Die Ärmsten aller Herren Länder,
sie führt ihr weiter Weg zu dir.
So mancher findet dabei leider auch den Tod.

Ihr großer Wunsch nach sich'rem Schutz und Frieden
versinkt sehr oft in deiner Flut
und bald verstummt ihr leztes Röcheln.
Du nimmst sie mit in's tiefe, dunkle Reich des Todes.
So löschen deine Wogen jede Hoffnung
und nur der Wind singt dazu noch sein Lied.

Doch manche Opfer gibst du zaghaft wieder.
Ganz sanft nur hebst und senkst du ihre Leichen.
Du legst sie ab in einer stillen Bucht
und streichelst sie mit sachtem, weichen Wellenschlag.
Doch ihre Seelen schrei'n und weinen
und nur der Wind singt leis' ein Klagelied.


In memoriam an die fast 700 Opfer des Bootsunglücks am 19. April 2015 in der Nacht zum Sonntag 110 km vor der libyschen Küste im Kanal von Sizilien.
Ein Jahr darauf, am 16. April 2016, fanden bis zu 500 Flüchtlinge im Mittelmeer den Tod.
Wo war Europa mit seinen edlen Werten?
Wo war Gott?

© 4/16 Horst Hesche

Informationen zum Gedicht: Doch ihre Seelen schrei'n und weinen

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25.04.2016
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Horst Hesche) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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