Aus meiner Ganoven- und Vagabundenzeit T. 2

Ein Gedicht von Horst Hesche
So täuscht man sich
(50)
Da lief ein Matrose durch Seifen,
am Ohr einen silbernen Reifen.
Der Kerl war nicht echt!
Ich hatte auch Recht.
Sein Hemd hatte senkrechte Streifen!

Herr! Verschone mich von dem Leiden!
(51)
Ich machte einst Liebe in Stade.
War leider zu kurz. Ach, wie schade!
Im schönsten Moment
war alles zu End,
bekam einen Krampf in der Wade!

Oh, je, meine Kur in Lage!
(52)
Ich hatte Bedenken in Lage,
ob ich die Behandlung vertrage.
Ich kam in ein Haus.
Man peitschte mich aus,
damit ich selbst "ffuh" nicht mehr sage.

Noch mal davon gekommen
(53)
Ich fand fast den Tod in Brabant.
Die hätten mich gern gleich entmannt.
Die kochten vor Wut
und wollten mein Blut,
ich war dort als Lustmolch bekannt!

Als Mönch
(54)
Ich kam auf den Prater in Wien.
Ich war noch nicht vollständig clean.
Man schickte mich fort
und drohte mit Mord.
Im Mönchskleid gelang's mir zu fliehn

Oh jeh, die Margit!
(55)
Ich hatte 'ne Freundin in Franken,
die wollte nur zicken und zanken.
Sie machte mich an,
entblöste sich dann,
und zeigte den Hintern - den blanken!

Wozu soviel Eisen im Bett?
(56)
Ich nächtigte einmal in Metten.
Die hatten dort komische Betten.
Ich war irritiert,
dort waren montiert
zwei Fesseln mit eisernen Ketten!

Ja, ja, zu viel ist ungesund
(57)
Mein Kumpel war oft in Stralsund
und trieb es dort etwas zu bunt.
Er kannte kein Maß,
jetzt biss er in's Gras,
zu viel ist bestimmt nicht gesund!

Oh, ja, die Mädchen aus Weiden
(58)
Zwei Freundinnen hatt' ich in Weiden.
Ich konnt' mich für keine entscheiden.
Die waren so nett,
so süß und adrett,
da schlief ich dann eben mit beiden!

Ja, ja - es gibt auch böse Menschen!
(59)
Das war die Helene aus Hessen,
die werde ich niemals vergessen.
Die zeigte mich an,
ich sei gar kein Mann!
Das Biest war vom Teufel besessen!

Ja, damals!
(60)
Wir rasteten damals in Herne
im Gasthof "Zur roten Laterne".
Dort schwoll uns die Brust.
Wir rülpsten vor Lust.
Wir soffen und sah'n bald nur Sterne!

Hinter Schwedischen Gardinen für meine große Liebe
(61)
Ich liebte Frau Äbtin in Gießen.
Für Geld lag ich ihr gar zu Füßen.
Die Liebe war magisch
und endete tragisch.
Jetzt muss ich dafür selbst noch büßen!

Immer sind es die feinen Damen!
(62)
Das flüstern die Damen aus Kassel,
ich säße ganz tief im Schlamassel
und hätt' Hudelei
durch Zuhälterei!
Ist alles nur dummes Gequassel!

An alle Lüstlinge!
(63)
Ich bin schon seit Jahren in Nauen.
Hier wohnen die nettesten Frauen.
Ich sag's zum Geleite!
Sucht schleunigst das Weite!
Ich lass' sie mir nicht noch versauen!

Mein Mittel gegen die Raffgier
(64)
Ich war einst im "Lido" in Siegen,
dort sollte mein Geld bald versiegen.
Man nahm mich dort aus
und schmiss mich dann raus!
Die werden die Krätze jetzt kriegen!

Informationen zum Gedicht: Aus meiner Ganoven- und Vagabundenzeit T. 2

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29.02.2016
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Horst Hesche) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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