Sterblich sein

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Sterblich sein

Leicht ist es, vom Sterben zu reden,
Wenn selbst man nicht betroffen ist.
Es sagt sich mahnend in den Veden:
Bedenke, dass Du sterblich bist!

Kam nicht zu uns Gevatter Tod,
Der Ackermann aus Böhmen?
Treibt er uns in die alte Not,
Will an die Endlichkeit gewöhnen?

Verlass' die Welt, vergiss die Deinen,
Du hast doch lang genug geliebt!
Lass andere jetzt um Dich weinen,
Keiner, der den Tod aufschiebt!

Da rief an der Italienerfreund:
„Komm doch zu mir in meinen Süden,
Dort, wo die Lust, das Leben streunt
Und aufweckt alle Kranken, Müden!“

So ging ich hin, wo herrlich Pasta,
Der Vino rosso, Parmigiano.
Dem Sensenmann gebot er: „Basta!“
Mir gab er Grappa aus Bassano.

So kann der Tod mich nicht verwirren,
Wo alles steht in prallem Leben.
Dann müssen Grauengel entschwirren,
Weil wir uns Trost und Freude geben.

Natürlich bleiben wir auf Abstand,
Aha-Regel gilt – und Hygiene!
Wo Menschen tafeln mit Verstand,
Bleibt der Gesundbrunnen das Schöne...

Verjagen wir den Knochenmann,
Wenn wieder öfter Sonne, Meer,
Wo ich endlich gesunden kann,
Weil alles selig und unschwer.

Leicht ist es, vom Sterben zu reden,
Wenn selbst man nicht betroffen ist.
Es sagt sich ausdauernd in Veden:
Bedenke, dass Du sterblich bist!


©Hans Hartmut Karg
2021

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Informationen zum Gedicht: Sterblich sein

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19.02.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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