Scheiden

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Alle Zärtlichkeiten hatte sie ihn fühlen lassen,
Deren sie immer schon fähig war:
Er kraulte ihr wohlig den Nacken,
Streichelte sanft den weichen Handrücken ihr,
Sah sie lange dabei lächelnd an
Aus träumenden Seelenfenstern.

Sie sog das alles auf wie immer schon,
Mit langem Rücken und voller Lust:
Nur sie und er,
Im Wohnmobil im Allein und Irgendwo
Bei aufsteigendem Tagwerden -
Ganz zur Unzeit der Uhr.

Und doch wurden ihre Kräfte schwächer,
Ihr Wunschbegehren nach der Mutter stärker,
Nach diesem so früh verstorbenen Geheimnis:
"WERDE ICH SIE SCHAUEN?"
Das innerlich festgesetzte Bildnis
Hatte ihr die bestehende Welt längst genommen...

So spürte sie jetzt doch sehr
In den Schmerzen verlierenden Lebens
Und im Glücksblick zueinander,
Dass sie mehr und mehr
Den liebenden Gatten frei und zurück
In die Obhut seiner Geschwister geben sollte.

(a)Hans Hartmut Karg
2019

*

Informationen zum Gedicht: Scheiden

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25.08.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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