Pflegereform

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Pflegereform

Mit sanfter Stimme ward gepflegt
Die Alte, doch sehr eingehegt
In ihrem Seniorenhort –
Ist das für sie der rechte Ort?

Man bringt das Essen ihr ans Bett,
Die Allermeisten sind ja nett.
Oft gibt es dieses Allerlei –
Und abends manchmal Erbsenbrei.

Sie gilt als sanft und pflegeleicht
Und weil die Rente hier fast reicht,
Will man sie gerne lang behalten,
Mitunter ihr den Tag gestalten.

Man wird sie lange Jahre pflegen,
Kamillentee bleibt ja ihr Segen.
So liegt sie halt und wird geholt,
Zum Fernseher meist hingerollt.

In Wirklichkeit kennt man sie schlecht,
Kamillentee ist nicht mehr recht:
Das Drücken will sie nicht im Magen,
Die Stimme hat noch laut das Sagen.

Mit ihrer Krücke, wie es scheint
Droht sie der Pflegerin und meint:
„Ich will den Tee nicht, bleibe hier,
Ab Morgen will ich jetzt ein Bier!“


©Hans Hartmut Karg
2021

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Informationen zum Gedicht: Pflegereform

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29.04.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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