Mitteilungsbedürfnis

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Mitteilungsbedürfnis

©Hans Hartmut Karg
2018

Da denkst Du, Du bist ganz allein
Auf einem riesengroßen Schiff
Und lässt den Herrgott Herrgott sein –
Nirgendwo ist ein schlimmes Riff.

Der Himmel blau, die Sonne scheint,
Der Morgen gibt sich gut,
Und niemand, der irgendwo weint,
Alle voll Reisemut!

Doch dann kommt an den Frühstückstisch
Ein Mann mit Stil, Kultur.
Und während ich beim kalten Fisch,
Redet der wirklich nur.

Wir essen, trinken und er redet,
Hier sei doch alles wunderbar.
Er habe sich etwas verspätet,
Weil er noch etwas an der Bar.

Er hat großes Redebedürfnis
Und weiß wirklich viel zu erzählen
Von Krieg und Frieden, Weltenriss.
Warum musste er uns sich wählen?

Es ist ja schön, wenn Menschen reden,
Doch geht dies dann so Stund' um Stunde
Mit immergleichem Mantrabeten,
Steht man gern auf – und dreht 'ne Runde.

Man will ja Menschen gern zuhören,
Doch wenn Du nur Zuhörer bist,
Kann das Ruhe erheblich stören,
Weil man doch selbst gern Redner ist.

Wo man Dich zutextet charmant
Und nichts erfragt aus Deinem Leben,
Wirst Du deshalb sehr elegant
Aus diesem Monolog entschweben.

*

Informationen zum Gedicht: Mitteilungsbedürfnis

1.381 mal gelesen
27.05.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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