Manche kultivieren jene Untugend

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Manche kultivieren jene Untugend

Manche kultivieren jene Untugend,
Indem sie anderen Krankenstände zuweisen
Oder sie gleich todkrank sterben lassen.
Selbst ist man gesund, steht auf ewige Jugend,
Ist symptomfrei, wird überallhin reisen,
Kann immerzu neue Pläne fassen.

Fragt man selbst dann: „Wie geht es Dir?
Was machen Deine Gebrechen?“
Hört man immer nur: „Ich habe nichts!“
So gewöhnt man ab das Nachfragen Dir,
Sieht in der Nachfrage ein Verbrechen,
Denn man hat ja niemals nichts…

Man hört nur: „Ich bin kerngesund,
Aber was ist denn mit Deinem Gang?“
Lieber wird Deine Befindlichkeit hinterfragt.
„Sind denn vielleicht alle Füße wund?
Warum hangelst Du Dich am Tisch entlang?“

Will man Dich auf Deine Leiden reduzieren
Damit man selbst noch jung erscheint,
Gar als strahlender Punktsieger glänzt?
Kann man damit sich selbst verführen,
Weil man sich als überlegen vermeint,
Dadurch eigene Schwächen ausgrenzt?

©Hans Hartmut Karg
2025

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Informationen zum Gedicht: Manche kultivieren jene Untugend

17 mal gelesen
10.06.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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