Familienbande

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Familienbande

Seit einigen Jahren kann man erleben:
Familienfeiern kommen wieder in Mode,
Wo so viele hinkommen, zueinander streben
Und man freudig hört von mancher Marotte.

Je mehr es Singlehaushalte gibt,
Desto mehr wünscht man sich solche Feste,
Bei denen das Naturwüchsige man noch liebt
Als Rückschau, als Quellen das Allerbeste.

Zu Ehren kommen Familiennamen,
Die erneut für Einzelne eine Rolle spielen,
Auf die sie stolz sind, die Herren und Damen,
Weil sie sich identifizierend dort heimisch fühlen.

Je größer auf dem Kontinent die Organisationen,
Desto mehr werden Nahbedürfnisse wachsen.
Je anonymer bei uns alle Großinstitutionen
Von Freiburg bis ins ferne Sachsen,

Desto mehr sehnt man sich nach jener Vertrautheit
Im Familienbund – mit vielen Verwandten
Und sieht Identität und Geborgenheit
Bei Cousins, bei Onkeln – und auch bei Tanten:

Wie war das früher, wie hat man gelebt,
Was war das damals für ein Interesse?
Wie wurde bei Ahnen nach Nähe gestrebt,
Wie hantierte man mit eigener Kartoffelpresse?

Welche Gespräche führte man am Herd,
Wer war damals für viel Nähe offen?
Wann sattelte man das eigene Pferd
Und durfte angenehm darauf hoffen,

Dass keine Virtualität uns damals bedrohte,
Das Autofahren nicht zur Manie entglitt,
Die Eisenbahn brachte als Sonntagsbote
Den Opa, der heilte, wo die Seele litt...?


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Familienbande

261 mal gelesen
01.05.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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