Die Scheinvitalen

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Die Scheinvitalen

In vielem Geist steckt Arroganz,
Wenn man meint, alles sei ja gut,
Sich selber hebt zum Schöpferglanz,
Unehrlich drängt, auf eigener Hut.

Ganz lange sitzen, lange reden
Und erst nach Mitternacht ins Bett:
Nur immer Eigenes dabei anbeten,
Denn man ist schlank und sehr adrett!

Radfahren und recht lange wandern,
Unstet von Ort zu Orte ziehen,
Herunterschauen auf die andern
Und sich um sie niemals bemühen.

Denn man versteht ja gar nicht gern,
Dass Erfolge anderswo agieren,
Bleibt Armut und der Mühen fern,
Man will sich selbst zur Krönung führen.

Doch das Geschöpf bleibt provisorisch,
Selbst wenn es meint, dem Gotte gleich
Belohn' sein Fatum es notorisch
Und mache seine Seele reich.

Man lässt viel lieber andere sterben,
Denn selbst ist man ja kerngesund,
Darf um die Gnadenjahre werben,
Geht Gassi täglich mit dem Hund.

Der Zeitgeist trägt schon manche Mode,
Das wird auch künftig sich kaum ändern,
Denn das System hat ja Methode
Grenzt sich gern ab zu fremden Rändern.


©Hans Hartmut Karg
2022

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Informationen zum Gedicht: Die Scheinvitalen

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10.07.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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