Etwas bleibt zurück

Ein Gedicht von Dieter Kinzel
Die Größte war sie nicht meine Mutter.
Gegenüber ihrem Mann, meinem Stiefvater, war sie wie Butter.
Sie konnte mich vor diesem Bastard nicht schützen.
Versuchte sie es, konnte es mir nichts nützen.

Dieser Kerl hat mich trotzdem misshandelt.
Er hatte sich nach der Hochzeit vollkommen gewandelt.
Er wurde zum Säufer, Schläger und Vergewaltiger.

Leider wurde ich nicht nur zum Zeugen.
Er konnte die Wahrheit nicht beugen.
Mit vollen Händen schmiss er das Geld aus dem Haus.
Der Alkohol kam als Aggressivität wieder bei ihm raus.

Zeuge wurde ich, als er seine eigene Tochter nahm.
Er verletzte sie wie im Wahn.
Schwanger wurde sie mit 13 von ihm.
Danach verfiel er in den Wahnsinn.

Er trieb das Kind aus ihrem Leib heraus.
Meine Stiefschwester rannte verletzt mit 14 aus dem Haus.
Sie kam nie wieder.

Danach fing das Opfersein bei mir an.
Er griff mich und wollte mich mit sieben machen schon zum Mann.
Ich werde dies nie vergessen,
als ich 14 war, schlug ich ihn wie besessen.

Nach sieben Jahren Martyrium hatte ich ihn fast tot geschlagen,
denn ich konnte diese Schmerzen absolut nicht mehr ertragen.
Heute mit 50 habe ich immer von damals noch Albträume.
Ängste quälen mich in geschlossenen Räume.

Und doch habe ich mich jetzt einigermaßen im Griff.
Auch wenn ich mich manchmal vorkomme wie in einem geschlossenen Lift.
Meine Seele kommt einfach nicht zur Ruhe.
Da ist es sogar egal, was ich tue.

Meine Frau unterstützt mich wo sie nur kann.
Auch wenn ich mich manchmal fühle als Wrack und nicht als Mann.
Die Jahre vergehen, nur dieser Schmerz im Herzen nie.
Bloß gut, verstehen alles, das tut sie.

Dafür bin ich ihr sehr dankbar.
Wäre sie nicht, wäre ich bestimmt schon nicht mehr da.

Informationen zum Gedicht: Etwas bleibt zurück

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15.08.2014
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