Strauchelnd, das Arbeiterkind

Ein Gedicht von Caeli
(Die Vorausicht!?)

Die Altersruh
Kommt auf mich zu
Die Altersarmut
Ich denk daran, es tut nicht gut

Die Zeit gestalten wie man will
Um des Lebens Vielfalt wird es still
Dieser Tage geh ich Flaschen suchen
Mag kaum mehr über deren Herkunft fluchen

Die Stunden rennen so dahin
Bis das Geld fürs Essen in der Tasche drin
Ein Portemonnaie gibts lang nicht mehr
Es wäre sowieso nichts als leer

Ein Zimmer in einer WG
Ein schöner Traum, das geht ok
Es darf auch eine mit Behinderten sein
Ich würd´ dann einfach deren Sonnenschein

All die Jahre im Arbeitsleben
Tat ich immer nur Rücklagen beiseitelegen
Den Haien der Börse, hab ich nicht vertraut
Vor deren Machenschaften hat es mir gegraut

Vor Jahren hat der Staat mir das Sparen ganz verdorben
Die Altersruhe ist nun erfüllt mit Sorge, ja, mit Sorgen
Find kein Häuschen, keinen Garten
Keine Laube, in der ich die Zukunft kann erwarten

Irgendwie ist es mit dem Alter so
Dass ich mich fühle wie ein Floh
Kurz bevor er totgeschlagen
Weil er sich als lästiger Floh betragen

Man ringt heute um das Schicksal des armen Menschen nicht
Er ist und bleibt ein armer Wicht
Oft schon in der Jugend abgeschrieben
Weil beispielsweise zum Laster hingetrieben

Weil dessen Familie schwierig
Die Eltern beispielsweise allzu lebensgierig
Weil der Freundeskreis nicht passt
Der Mensch den Sinn der Freunde nicht erfasst

Hat er die Aussicht auf erfüllte Zukunft sogleich verloren
Gehörte bald schon zu den dummen Toren
Die sich ungebildet in der Welt verlaufen
Statt lebenslangen Lernens lieber Saufen

Von Vitamin B will der arme Schlucker nichts verstehn
Hat keinen Menschen den eignen Untergang zu übersehn
So strebt er ohne Halt und ohne Stopp
Auf sein Ende zu, in gemäßigtem Galopp

Eine Wahl hat er dann als Alter nicht
Bekommt dazu am Lebensabend Gicht
Einen Hauch von Depression
Schlechte Augen sind sein Lohn

Selbst wenn er das Steuer zeitig herumgerissen
Muss er den Lohn der Kontinuität vermissen
Die Früchte seines Schaffens bleiben grün
Selbst seine geringsten Hoffnungen wirken allzu kühn

Die Basis seines Seins bleibt stets der Sand
Seine Hand keine andren Hände fand
So bleibt ihn nicht viell, wenn man so überlegt
Die Resignation hat leichtes Spiel,
wenn er sich nicht in kindlicher Hoffnung trägt

Im Alter plant er übern Tag
für Zukunftspläne ist es dann schon viel zu spät
Es scheint, dass das Schicksal es nicht mehr mag
wenn er Samen in die Furche eines Ackers sät

Und bleibt ihm nicht mal mehr der Tag
Dann sind es eben nur die Stunden
Die Ziele, an denen ihm einmal etwas lag
Sind innerlich längst schon überwunden

Und sind es nicht die Stunden, die ihm geglückt
Ist er erkrankt und sehr bedrückt
Bleibt ihm nur die Seelenflucht
Trifft ihn des Diesseits Ausklang doch mit voller Wucht

Um sein Ende wird es still
Fraglich ob jemand das Ende so erleben will
Nach dem Tode schnell vergessen
Kann der Arme sich nicht mal als Toter mit den Reichen messen

Und auch wenn man´s nicht glaubt
Den Dichterworten nicht vertraut
Auf seinem letzten Gruße, einem stillen
Der anbei gefügt dem letzten Willen
Stand, wie von einem fremden Wesen
Für den Durschnittsmenschen in Flammenschrift zu lesen:

Vererbe Du den Armen
Nicht nur der reichen Herrn Erbarmen!


© Auris Caeli

Informationen zum Gedicht: Strauchelnd, das Arbeiterkind

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20.01.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Caeli) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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