Geheime Vögel

Ein Gedicht von Anouk Ferez
Geheime Vögel, welche unverbrüchlich in Heckenzügen nisten:
So ruhen deine Küsse getreu in meinem Haar – sag wie
gedeihen sie? Es scheint dem Himmel so als wüssten
sie nichts von Trennung - und was die Zeit in unser Antlitz schrie.

So oft fällt durchs Gerippe rührend barer Äste
ein blanker Morgenblick, ein Strahl, rosé getränkt.
Erschaut der Tagtraum meine Transparenz und denkt:
Womöglich waren deine Hände doch nur Sommergäste?

Unglaublich liebeschöpfend, aber leider Vagabunden,
flatterhaft, auf meiner weithin unbewohnten Haut.
Derweil ich dachte, du hättest einen Schrein erbaut,
hast du dich leis, ganz leis, dem Band entwunden.

Unendlich schien mir deine Sehnsucht, die mich nährte,
dein ungestümer Atem, welcher die in mir versteckte
Frau begehrte, formte – erstmalig zum Leben weckte.

Ich hielts für Schicksal, hoffend, dass dies ewig währte.
Doch wie dann und wann das völlig Ungeglaubte
scheinbar doch geschieht: dein Gehen raubte
mir jeden Glauben. Nichts sah ich mehr – nur deine Fährte.

Was meine Seele mehr erschüttert als ein starr belauschtes
Herzverebben ist das Wiesenrauschen; denn Zikaden schneiden
mit ihrem Sang von Sehnsucht in mein Fleisch, darunter leiden
Erinnerung und Jetzterleben. Mit jedem Puls durchrauscht es

mein Sein, mein Fleisch, mein Fühlen. Nichts was mich bewahren
könnte: Deine Flucht zerriss mir jäh den auferblühten Leib
und mit ihm alle Sinne, alle Lüste, die ihn aus sich gebaren.

Das, was überbleibt, ist ein zerrissenes Echo deiner Worte,
Schattenrisse unsres Seins, und unsere weihevollen Orte,
die einst florierten, schützen, nach dir flehten: „Bleib!“,
gewähren Obdach nun dem Alb. Liebe wurd zu dunklen Mahren.



Anouk Ferez, Juli 2017
3410; 0 ; cyan

Informationen zum Gedicht: Geheime Vögel

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25.07.2017
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