Der Wanderer der Zeit

Ein Gedicht von Anouk Ferez
Sacht rührt mich die Vergänglichkeit,
wohl sanfter noch als du.
Es naht so still mit leichtem Schuh
der Wanderer der Zeit,
setzt sich zu uns dazu.

Er zwingt die Kerze in die Knie
und zaubert dunkle Schatten,
das Abendrot entflieht den Matten
dichter Wolken, die er spie.
Der Nacht enthuschen Ratten.

Und unser Zeitglas, das einst voll
- wie rasch geht es zur Neige!
Und der frohen Grille Geige
spielt ihre Weise nun in Moll.
Ein Wort erstirbt: ich schweige.

Der Wanderer erhebt die Hand:
ein stummer Gruß, in seinen Taschen
fressen Löcher gierig Maschen.
Zeit rieselt leis, wie feiner Sand,
über Hose und Gamaschen.

Es nagt an mir die Rattenbrut,
zu Staub zerfall‘n die Stunden,
der Mond zieht seine Runden,
abgelöscht des Feuers Glut
und unsre Zeit – entschwunden!

© Anouk Ferez 6-2015

Informationen zum Gedicht: Der Wanderer der Zeit

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25.06.2015
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