Gedichte über das Leben - Seite 3308

Man kann nicht ewig

Man kann nicht ewig auf Elternlob warten,
Irgendwann muss man schon selber schwimmen
Und in seinen eigenen Lebenslauf starten,
Sich auf sein Selbst und den Beruf einstimmen.

Irgendwann ist man erwachsen, gar groß,
Denn unsere Eltern, die sind nicht mehr.
Anerkennung braucht den eigenen Anstoß,
Der aufbauend wirkt, auch wenn das schwer.

Also muss man Selbstständigkeit lernen,
Welche zuvor doch schon so sehr gelobt,
Sich aus der Welt des Jungseins entfernen,
Weil längst ein ganz anderes Leben tobt.

Deshalb: Herausgefordert werden wir
Ein Leben lang durch neue Brüche.
Das zwingt uns in das Heute und Hier,
Da helfen keine altklugen Sprüche.

©Hans Hartmut Karg
2025

*

Was war ich damals verschüchtert
und so unerfahren mit Romanzen...
Sie kam auf mich zu, um zu fragen:
"Willst du mit mir tanzen?"

Ich sah mich um, dann gerade aus,
welches Mädchen forderte mich auf?
Das ist unmöglich, vor mir eine Rose,
mein Herz rutschte mir fast in die Hose.

Könnte das wahr sein?
Könnte sie wirklich mich meinen?
Und einfach so, sie mit mir,
plötzlich tanzten wir...

So nah, als würden wir schweben,
denn ich konnte meine Füße nicht spüren.
Konnte ihrem Blick nicht begegnen,
hörte nur den Takt und ich sollte führen!

Das Pochen meines Herzens!
Sie spürte es sicher in meinen Fingern,
zittrig werde ich es mir verscherzen,
jetzt fang ja nicht an zu schlingern...

Sie und ich tanzten, beide im Gleichtakt,
zur Sicherheit zählte ich meine Schritte,
sah nach unten, damit ich ja nicht versag,
stattdessen sah ich, wie sie zu mir aufblickte.

Wir tanzten! Und es ging wie von alleine ...
Und sie war es, der ich lange nachweinte,
und wieso das mir noch heute einfällt.
Damenwahl, und sie hatte mich gewählt!

© meteor 2025

Die tiefblaue, sternenklare Vollmondnacht
breitet ihren Mantel über unsere Schultern.
Der Augenblick trägt als so wertvolle Fracht
das bewohnbare Eden fort in Wolkenkuttern.

Ein mit der Faust festgestampftes Staubkorn
ist zur Sünde der Sterblichkeit geworden.
Das kleinliche Wort des Lebens ist Ansporn,
im ständigen Schattenspiel wird gestorben.

Es wäre gut, die erwarteten Fäden zu entwirren,
die die Vergangenheit mit ihren Siegeln vergräbt.
Noch entlang verborgener Erinnerungen wir irren,
während das Leben uns über neue Momente trägt.

Oft hat die zerlumpte Hoffnung uns geläutet,
unter Freunden, die ins Nirgendwo verschwanden.
Gedanken der Menschen über Meere zerstreut,
Traumgebilde im Treibsand ihr Ende fanden.

Der Augenblick schaumumhüllt in Strudelkehlen,
in Spiralwirbeln verfangen sich heimatlose Seelen,
mit Hoffnung werfen sie sich vor reißende Wellen,
umherirrende Verbannte sich ihrer Reue stellen...

Der Mensch trägt seine Lasten wie ein gehetztes Tier,
es wäre gut, sich an die Hoffnung zu klammern...
Entgleiste Schreie sind nicht zu übertönen im Hier!
Ihre Existenz zupft an den Fäden im fremden Andern.

© meteor 2025

Das Leben wäre einfacher

Das Leben wäre einfacher als gedacht,
Wenn man’s kompliziert nicht macht,
Eigens belebt den Frieden, die Freiheit
Und sich stellt gern der Notwendigkeit.

Erklärt man dauerhaft immer nur alles,
Erzeugt in fast jedem Fall des Falles
Die Aufarbeitung den schlimmen Verdacht,
Dass da etwas nicht stimmt, Suchen erwacht.

Menschen sollten um ihr Selbst sich bemühen,
Nicht versacken in Verschwörungstheorien,
Denn unser Freiraum bleibt entlastende Wahl
Und treibe uns nicht in Spekulation und Qual.

Auf, lasst uns deshalb stets frei aufgreifen
Nur solches Denken, mit dem wir selber reifen,
Denn beständig bei ureigener Tagesarbeit
Wächst uns zu dann auch Zufriedenheit.

©Hans Hartmut Karg
2025

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