Wir werden alle nicht jünger

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
Von der einstigen Lockenpracht
ist nur ein Haarkranz geblieben,
der Kahlschlag recht unglücklich macht,
Nerven werden aufgerieben.

Wo früher war ein Waschbrettbauch,
sind drei Speckröllchen zu sehen
Komplimente sind Schall und Rauch,
der Bauch behindert das Gehen.

Der einst pralle, knackige Po
lässt sich hängen, wird faltig, flach,
Wangen ergeht es ebenso,
der Schädel hat ein "Schiebedach".

Der einst kräftige Wasserstrahl
von einer hohen Reichweite
stoppt jetzt ein ums andere Mal,
tröpfelt und bekommt "Schlagseite".

Einst stabile Knochen sind morsch,
es knackt und kracht in dem Gebälk
und der Gang ist trippelnd, statt forsch,
der Körper sich kaum aufrecht hält.

Zähne, einst fest zugebissen,
werden durch Prothese ersetzt,
damit geht,s einem besch....,
ihr Gewackel Zahnfleisch verletzt.

Statt der einstigen Manneslust,
der Jugend Ehr und ganzer Stolz,
entringt sich ein Stöhnen der Brust
- das Glied ist leblos wie Totholz -

Das Herz, das einst so kräftig schlug,
gerät ins Stolpern, setzt mal aus,
als wäre das nicht schlimm genug,
lebt man vermehrt im Krankenhaus.

Immer weniger wird die Kraft
und die Beschwerden nehmen zu,
ausgetrocknet ist der Lebenssaft,
bald legt man "ewig" sich zur Ruh.

Informationen zum Gedicht: Wir werden alle nicht jünger

72 mal gelesen
16.08.2022
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
Anzeige