Vierzeiler, Wahrheit(en)

Ein Gedicht von Christoph Hartlieb
Die Wahrheit braucht nicht viele Worte,
die Lüge braucht bedeutend mehr.
Was wahr ist, richtig zu entscheiden,
fällt, so gesehen, gar nicht schwer.
Die Wahrheit, noch so gut und edel,
braucht immer einen harten Schädel,
wird sie doch auf der ganzen Welt
beständig auf den Kopf gestellt.
Wo immer eine neue Wahrheit
mit einem alten Irrtum streitet,
wird oft die Auseinandersetzung
von Lärm und Hass und Mord begleitet.
Die Wahrheit – man muss sagen leider –
trägt oft verschliss´ne, graue Kleider.
Doch hässlich ist sie darum nicht.
Wie Sonnenglanz strahlt ihr Gesicht.
Die Wahrheit ist ein scheues Reh,
schnell droht´s im Dickicht zu verschwinden.
Nicht jeder, der die Wahrheit sucht,
wird sie beim ersten Anlauf finden.
Die Wahrheit ist nie ein Besitz
in Schränken, Kellern und Tresoren.
Sie leuchtet plötzlich wie ein Blitz,
dann ist sie wie im Nichts verloren.
Wer würde zu bestreiten wagen,
dass Frauen stets die Wahrheit sagen?
Nachher zeigt sich in aller Klarheit:
Es war doch nur die halbe Wahrheit.
Gar mancher liebt es, voll Behagen
die Wahrheit anderen zu sagen,
doch macht´s nicht ganz so viel Genuss,
wenn er sie selber hören muss.

Informationen zum Gedicht: Vierzeiler, Wahrheit(en)

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23.08.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christoph Hartlieb) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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