Vierzeiler, Von Tag zu Tag

Ein Gedicht von Christoph Hartlieb
Ein Leben nur im Konjunktiv
läuft auf die Dauer sicher schief.
Ich könnte, müsste, würde, hätte
reicht auf die Dauer nicht, ich wette.
Oft hock ich starr und stumm und still.
Weiß selber nicht mehr, was ich will,
es sei, dass plötzlich im Gemüt
ein Funken aus der Tiefe sprüht.
Würd ich am Morgen nicht erwachen,
ich würd mir, glaub ich, nichts draus machen,
lüpfte mein himmlisches Gefieder
und spräche: Hoffentlich nie wieder.
Zieht etwas sich zu lange hin,
verliert es Inhalt, Form und Sinn.
Was locker lief, läuft nun verkehrt.
Tod macht das Leben lebenswert.
Ob ich noch lebe, ist nicht klar,
ob ich schon tot bin, weiß ich nicht.
Wär eines von den beiden wahr,
ich schrieb ein Riesendankgedicht.
Anfangs war alles schlicht und klein.
Ich war, ich bin, ich werde sein,
lass, was mir schadet, einfach los.
Dann wird ich stark und frei und groß.

Informationen zum Gedicht: Vierzeiler, Von Tag zu Tag

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24.08.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christoph Hartlieb) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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