Tun wir alles, was wir tun für uns oder für andere?

Ein Gedicht von Lina Floeter
Man brachte mir bei,
an die Zukunft zu denken,
doch immer,
wenn ich es tat,
wenn ich plante,
kam alles anders,
als ich es wollte.

Man brachte mir bei,
mit der Vernunft zu handeln,
darüber nachzudenken,
was ich tue,
doch tat ich es für mich
oder für andere,
war die Frage,
die sich in meinem Kopf breit zu machen scheint.
Lebte ich nach dem Prinzip,
nicht aus der Reihe zu tanzen
und mich anzupassen,
damit ich dazugehörte,
aufhörte zu Träumen,
aufhörte meine Ziele zu verfolgen,
und einfach das zu tun,
weil ich dachte,
ich muss es so tun,
weil sich so gehörte.

Tat ich Dinge,
weil ich das Gefühlt hatte,
ich muss,
damit ich die Perfektion fand,
die es niemals gab,
weil alles Ecken
und Kanten besaß auf der Welt.

Tat ich,
machte ich
oder sagte ich,
obwohl ich,
was ganz Anderes wollte,
weil meine Träume,
zu groß waren,
Angst,
sie niemals zu erreichen,
wieso hatte ich aufgehört,
für etwas zu kämpfen,
was ich wollte.

Hast du,
habt ihr das Feuer in mir gelöscht,
damit ich funktioniere
und nicht fühle,
nicht schreibe,
weil meine Geschichte auserzählt ist?
Wieso hat mich niemand gefragt,
was ich selbst will?

Taten sie es
und ich merkte es nicht?

An einem Punkt angekommen,
weil ich hinfiel
und endlich aus meinem Dornröschenschlaf aufwachte,
weil man mir ein Brett vor den Kopf knallte.

Jetzt stehe ich hier,
wacher denn je,
würde über Ozeane schwimmen,
durchs Feuer rennen
und habe das Gefühl,
als wäre alles vorher nicht Ich gewesen,
als wäre alles irgendwo in einem parallelen Universum geschehen,
als wäre ich aufgewacht
und wüsste mit einem Mal, was ich will.

Ich will endlich die sein,
die gefangen in ihrem Käfig am Ende der Welt sitzt
und darauf wartet auszubrechen.
Auszubrechen,
Wege zu gehen,
streiten,
kämpfen
und den Weg des Lebens hinauf zum Berg laufen,
wo man von oben,
die beste Aussicht hat
und wenn man da angekommen ist,
sich liebt
und mit sich zufrieden ist,
weil man sein Leben so gelebt,
geträumt
und gesehen hat,
dass am Himmel die Sterne viel heller scheinen
und man einer davon ist,
eines Tages,
weiß ich,
das auch ich dort angekommen bin
und jedem Tag die Chance gegeben habe, einer der sonnenreichsten Tage des Lebens zu werden!

Informationen zum Gedicht: Tun wir alles, was wir tun für uns oder für andere?

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17.09.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Lina Floeter) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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