Traumfragmente

Ein Gedicht von Lothar Schwalm
...ich sitze in einem Wagen, hinten links,
hinter dem Fahrersitz, wie ich da
hin komme, weiß ich nicht,
sonst ist niemand da, das Auto steht,
draußen, am Fenster, ist meine Mutter,
und wir sprechen miteinander durch die
Scheibe, vielleicht ist es Nacht
um das Auto herum nur Wasser, alles
voller Wasser, überall,
immer wieder sehe ich in diesem Wasser
eine kleine Kugel aus Wasser, die
pulsiert und dabei immer wieder größer und
kleiner wird, manchmal entfernt sie sich
von der Scheibe und kommt kurz darauf
zurück,
ich brauche diese pulsierende Wasserkugel,
warum und wozu, weiß ich nicht,
nachdem ich eine Zeit lang mit meiner
Mutter gesprochen habe, diffundiert
die Kugel auf seltsame Weise durch
das Glas ins trockene Innere des Wagens
und schwebt vor mir, vorsichtig nehme
ich sie zwischen Daumen und Zeigefinger,
sehe sie einen Moment lang an,
ich bin sehr glücklich, dass ich sie habe,
dann lege ich sie rechts von mir in eine
Schachtel, sie hat aufgehört zu pulsieren...


ls211293

Informationen zum Gedicht: Traumfragmente

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23.07.2011
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