Schlechte Tage

Ein Gedicht von Klaus Lutz
Ich liege auf dem Bett und frage den Schrank: „Welche
Sprache er hat? Was er fühlt? Was er denkt? Was er so
gern hat? Wie er das Leben sieht? Von was er träumt?
Und was er sich wünscht! Und wie es Ihm hier gefällt.
Aber er bleibt Still. Und ich denke mir: „Es ist ein schlechter Tag!“ Der Schrank will heute einfach nur Schrank sein.

Ich sitze am Tisch. Und trinke einen Tee. Und frage die Tasse. Was Ihr so lieber ist. Mag sie lieber Kaffee. Mag Sie lieber Saft. Mag sie lieber Milch. Und wie sie den Tisch findet. Und den Platz auf dem sie steht. Aber die Tasse ist einfach ruhig. Und ich denke mir: „Es ist ein schlechter Tag!“ Die Tasse will heute einfach nur Tasse sein.

Ich sitze auf dem Sofa. Und sehe mir die Wand an. Und
versuche Ihr Gesicht zu finden. Die Augen von Ihr. Den
Mund von Ihr. Die Lippen von Ihr. Die Sprache von ihr.
Und was Sie so denkt. Und will Sie einfach so verstehen. Aber die Wand ist ruhig. Und ich denke mir: „Es ist ein schlechter Tag!“ Die Wand will heute einfach nur Wand sein.

Ich denke so über das Leben nach. So an Tage wo es
Sprache hat. So an Tage wo es Augen hat. So an Tage
wo es zu denken gibt. Mit Liedern! Mit Träumen! Wo
alles lebendig ist. Wo die Wände lachen. Wo die Tassen
Geschichten erzählen. Und die Schränke vor Freude
tanzen. Aber heute ist ein schlechter Tag. Das Leben ist einfach nur da.

Klaus Lutz

Informationen zum Gedicht: Schlechte Tage

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01.10.2011
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