Scheinerinnerung

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Scheinerinnerung

Man fragte ihn ja immer wieder
Wie er seine Kindheit verbrachte,
Und so wiederholte er ihre Lieder,
Die ihn ins Erinnern brachte.

Je mehr später die Partnerin nachbohrte,
Desto mehr kam Vages in seinen Blick:
Der Vater war wohl von übler Sorte,
Er verbaute ihm sein Kindheitsglück.

Offenbar hat er den Sohn geschimpft
Und wiederholt mit einem Holz geschlagen.
Verbal wurde so eine Schuld eingeimpft,
Womit er Lebensfrohes nicht konnte wagen.

Doch dann stellte sich schließlich das heraus:
Suggestivfragen hatten ihn dazu verleitet,
Dass der Vater für ihn wurde zum Graus,
Womit er nun die Erinnerung bestreitet.

Diese Scheinerinnerung wurde Belastungsmoment,
Aus dieser Schuldzuweisung kam er nicht heraus,
Denn wenn man fest daran glaubt und den Täter kennt,
Kommt man aus dieser Fallenstellung niemals heraus.

Erst als er eine neue Partnerin fand,
Die Fragen nach der Kindheit nicht stellte
Und ihn an ihre Liebe und Gegenwart band,
Kam das Glück, das sich nun einstellte.


©Hans Hartmut Karg
2024

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Informationen zum Gedicht: Scheinerinnerung

37 mal gelesen
01.03.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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