Nora

Ein Gedicht von Birgit Klingebeil
Da die Mutter, in stillem Schweigen,
täglich nur das Nötigste hat getan,
sah man Klein-Nora oft verweilen,
bei den Nachbarskindern nebenan.

Gemeinsam wurde hier gegessen.
Auch gab es Lachen, Toben und Spiel.
Der Mutter, ständig selbstvergessen,
war so ein Leben meistens zu viel.

Mit Schulbeginn begann sie zu träumen
und baute in Büchern sich ihre Welt.
Keinen Tag wollte sie dort versäumen,
hat sich stets zu ihren Helden gesellt.

Sie besuchte 'Jim Knopf im Lummerland',
ging mit 'Pippi Langstrumpf' auf Reisen.
Reichte dem 'Kleinen Prinzen' die Hand
und musste sich in 'Bullerbü' beweisen.

Als die Mutter sich verlor in dem Wahn,
ging für Nora die Kindheit zu Ende.
Sie war erst Zehn, doch voller Stolz nahm
sie die Hausarbeit selbst in die Hände.

Bei allem blieb dennoch die Sehnsucht groß,
nach ihrem Vater, den sie nicht kannte.
Die Hoffnung auf ihn ließ sie auch nicht los,
als später in ihr selbst die Krankheit brannte.

***

Verzweifelt und enttäuscht vom Leben.
Zerbrochen, weil keiner sie je verstand.
Konnte angebotene Hilfe ihr nichts geben.

Weshalb sie
mit 24 Jahren,
nur noch 34 Kilo wiegend,
in ein willkommeneres Dasein entschwand.



© BiK
[08/2023]

Informationen zum Gedicht: Nora

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24.08.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Birgit Klingebeil) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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