Lebewohl nach 20 Jahren

Ein Gedicht von Klaus Enser-Schlag
Er sagt:“Leb wohl!“ – nach 20 Jahren,
so fassungslos sieht sie ihn an…
Ihm ist „was Junges“ widerfahren,
es wirft sie völlig aus der Bahn…

Hat sie doch stets zu ihm gehalten,
jetzt plötzlich ist sie ihm zu alt.
Er zählt heut‘ nur noch ihre Falten,
sein Abschiedswort – es klingt eiskalt…

Und als er seinen Hut genommen
dreht er sich nicht mal zu ihr um.
„Du brauchst nicht mit zur Tür zu kommen!“,
sie möchte schrei’n, doch sie bleibt stumm…

Sie sagt „Leb wohl“ – nach 20 Jahren,
sie muss es tun, zu groß die Qual.
Denn sie hat zu viel Leid erfahren,
der Krebs – er lässt ihr keine Wahl.

Er hält sie fest in seinen Armen,
er weint, brüllt seinen Schmerz hinaus,
Gevatter Tod kennt kein Erbarmen,
bald ist es schrecklich still im Haus…

Wann werden wir „Leb wohl“ uns sagen?
Auch für uns kommt der letzte Tag…
Schon jetzt kann ich dies kaum ertragen,
weil ich Dich einfach so sehr mag…

Informationen zum Gedicht: Lebewohl nach 20 Jahren

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21.07.2014
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