Leben bis 30

Ein Gedicht von Christoph Hartlieb
….Dass jemand älter wird im Leben,
dagegen hilft kein Widerstreben.
Kaum ist geboren er, sie es,
beginnt der Alterungsprozess,
zunächst nur intrakorporär.
Dies zu bemerken, fällt erst schwer,
weil etwas nicht sofort veraltet
und vieles Neue sich entfaltet.
Das Altern hält sich noch in Grenzen
mit allen seinen Konsequenzen.
….Der Mensch wird größer, langsam groß,
doch lebt anscheinend alterslos.
Wenn irgendwer vom Alter lallt,
dann lässt ihn die Erkenntnis kalt,
zumal für ihn das Älterwerden
verläuft noch ohne viel Beschwerden.
Er fühlt sich hoffnungsvoll und stark
vom großen Zeh bis in das Mark.
Was sind schon zwanzig Jahre? Nichts,
erklärt er frohen Angesichts.
….Er macht verschiedene Examen,
dazu Erfahrungen mit Damen,
und der Solist wird zum Duett,
nachdem er eine heiratet.
Er arbeitet beruflich fleißig,
und mir nichts, dir nichts ist er dreißig,
Im Grunde keinerlei Zäsur.
Von Altersschwäche keine Spur.
Höchst schaffensfreudig fühlt er sich,
besonders aber: Jugendlich.
….Doch schon zeigt sich im Lebensglück
ein kleiner, noch verdrängter Knick.
Es macht ihm Mühe zu verstehn,
wie Jüngere durchs Leben gehn.
Die ihrerseits verstehen nicht,
wie er so klug und weise spricht.
Doch in der Regel scheint die Sonne,
es herrscht persönlich eitel Wonne.
.... Morgen: Leben ab 40
Silesio

Informationen zum Gedicht: Leben bis 30

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12.01.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Christoph Hartlieb) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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