Klagesang nach dem Kriege

Ein Gedicht von Martin Römer
Ich hatte oft die Wahl, den Notarzt anzurufen.
Aus altem Zweifel wählte ich die Nummer nicht.
Ich sah so manche Fratze auf den Treppenstufen.
Ich sah noch nie der Lebenssonne ins Gesicht.

Ein Kranker brachte Terror mir aus vollen Händen.
Die fünfzig Ärzte brachten Schwermut ebenfalls.
Am schlimmsten wusste mich die Kindfigur zu blenden.
Das Wasser der Charybdis stand mir bis zum Hals.

Ich hatte tausend Tage Schneegewittergrausen.
Ich hatte tausend Tage Psychopathenschmerz.
Ich wollte auf der Steppe im Mercedes hausen.
Ich wandere hinfort – wer tauscht mit mir sein Herz?

Informationen zum Gedicht: Klagesang nach dem Kriege

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12.07.2021
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Martin Römer) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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