Kinderseligkeiten

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Kinderseligkeiten

Wie war das erste Lebensjahr so ohne Gehen,
Als ich allein noch in der Eltern Gunst,
Ganz nahe sie mich herzend sehen,
Erfahren durft' allein die zarte Kunst!

Mit den Geschwistern kam die erste Kränkung,
Denn Elternliebe musste sich nun teilen.
Und jetzt erlebte ich die Liebeslenkung:
Nicht immer konnten Eltern bei mir weilen.

Doch blieb das mütterliche Urvertrauen
Mir über ihren späten Tod bis heute.
Deshalb lieb' ich so gerne gute Frauen
Und heilig sind mir immer kreative Leute.

Die zweite Kränkung kam mit väterlicher Wut,
Als mir verfrüht der TRIX-Kasten geschenkt:
Verbogen hatte ich die Eisenteile mit viel Mut,
Denn meine junge Kraft ward nicht gelenkt.

Mit Zehn bekam ich eine Armbanduhr,
Den „Schatz im Silbersee“, das Lexikon.
Da las ich dann recht viel, damals „Ben Hur“,
Das Nachschlagwerk beschert' Information.

Doch war die dritte Kränkung jener Tag,
Als ich vor unserem Weihnachtsfest erfuhr,
Dass es kein Christkind wirklich gab:
Die Eltern kauften die Geschenke nur!

So kam das Kindsein zum Erwachsenwerden,
Wo Urheimat mir einst so selig ward gegeben
Und jetzt im wissenden und freien Werden
Ich sah: Nicht leichter wird künftiges Leben...


©Hans Hartmut Karg
2018

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Informationen zum Gedicht: Kinderseligkeiten

30 mal gelesen
20.09.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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