"In sich selbst gefangen"

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
- Fünf Beispiele von fiktiven Charakteren -
-1-
Endlosschleife

Wann immer alte Wunden aufbrechen,
tritt er den seelischen Rückzug an,
distanziert sich von der Realität,
flüchtet sich in die Vergangenheit,
dem Ursprung seelischer Verletzungen
so als wollte er im Nachhinein
alles Fatale ungeschehen machen.
Dabei kreist seine geschundene Psyche
zum zigsten Mal in der Endlosschleife.
-2-
Psychische Grenzkontrolle

Er ist unfähig
über den eigenen Schatten
zu springen.
Eine Grenze
aus diffusen Ängsten
hält ihn davon ab,
aus sich herauszugehen
und über sich selbst
hinauszuwachsen.
-3-
In sich selbst gefangen

Indoktrination
durch Ge- und Verbote
aus frühen Kinderagen
legen ihn an die Kette,
lassen nur eingefleischte
Gewohnheiten zu.
Innere Dämonen
bewachen das Tor
zur seelischen Freiheit.
Beim „Ausbruchversuch“
warnen sie ihn:
„Was sollen denn die andren
von dir denken?“
-4-
Randfigur im eigenen Leben

Innere Blockaden
verhindern zu tun,
was sie sich
von Herzen wünscht.
Jahr für Jahr vergeht,
ohne dass sie sich
innerlich einen Ruck gibt.
Inzwischen ist ihre
Entwicklung nahezu
zum Stillstand gekommen.
Sie verachtet sich selbst,
zugleich diejenigen,
denen sie Erfolge neidet,
die bei ihr ausbleiben.
Ob sie irgendwann
ihre inneren Blockaden
lösen wird, um doch noch
erfolgreich durchzustarten,
steht in den Sternen.
-5-
Persönlicher Zerfall

Seine Seele, sein Geist
sind geschwächt, gespalten.
Mit sich selber kommt er
nicht länger zurecht.
Sein aufgesetztes Lächeln
versucht, die Problematik
bestmöglich zu überspielen.
Wie lange kann er
die Fassade aufrechterhalten.
hinter der sein persönlicher
Zerfall voranschreitet?

Informationen zum Gedicht: "In sich selbst gefangen"

23 mal gelesen
12.05.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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