In Marrakesch im Orient (1-6)

Ein Gedicht von Ingo Baumgartner
In Marrakesch im Orient (1)

In Marrakesch im Orient
sitzt einer, der sich Gottfried nennt.
Er stammt, man munkelt es, aus Fes,
isst Sauerkraut und Leberkäs
und passt so nur als Rudiment
nach Marrakesch im Orient.


In Marrakesch im Orient (2)

In Marrakesch im Orient,
da liegt ein Dromedar und pennt.
Es schläft bis gegen sieben hin,
dann weckt es laut ein Muezzin.
Man sieht, wie schnell die Zeit verrinnt,
in Marrakesch im Oriint.

In Marrakesch im Orient (3)

In Marrakesch im Orient
sagt niemand Herrgott Sakrament.
Verwirre Gott das Haar des Feindes,
so schimpft der Berber dort und meint es.
Man flucht nicht - wies’s der Älpler kennt -
in Marrakesch im Orient.

In Marrakesch im Orient (4)

In Marrakesch im Orient,
wo meistenteils die Sonne brennt,
sind Schatten weit begehrter als,
nur beispielsweise, in Hernals.
Hernals, das wirklich niemand kennt
in Marrakesch im Orient.

In Marrakesch im Orient (5)

In Marrakesch im Orient
erstrahlt das ganze Firmament
in reinem Blau, dann ist das Wetter
wohl schön, doch wär ein Karo netter
am Himmel, den man anders nennt
in Marrakesch im Orient.

In Marrakesch im Orient (6)

In Marrakesch im Orient
verliert ein Scheich die dritten Zent.
Er geht sofort zum Platz el Fna
und kauft sich neue. Siehe da,
es passen auch gebrauchte Zent
in Marrakesch im Orient.

Informationen zum Gedicht: In Marrakesch im Orient (1-6)

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28.09.2014
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