Großvater erzählte von seiner Heilung im Jahre 1945

Ein Gedicht von Horst Hesche
Meinen Eltern standen damals die Probleme bis über die Ohren.
Wir hätten an jenem Tage fast unsere beste Kuh verloren.
Sie sollte ihr Kälbchen ans Tageslicht bringen,
statt dessen musste sie mit dem Tode ringen.

Wir brauchten einen Doktor für diesen schweren Fall,
da meldetet sich ein älterer Herr im Stall:
„ Ich bin studierter Veterinär,
bin Pferde-Doktor und nicht mehr.“

Er hat sich die Kuh eingehend angeseh'n.
Ja, hier musste man schnell zu Werke geh'n.
Mit letztem Einsatz konnte es dann gelingen,
das Kälbchen in eine normale Lage zu bringen.
Gemeinsam und schneller als gedacht,
haben sie dann das Kälbchen auf die Welt gebracht.

Unsere Mutter hat dann zum Doktor gemeint:
„Ein Unglück kommt meistens nicht allein.
Unserem ältesten Sohn geht's fast wie der Kuh,
er findet schon seit Tagen keine Ruh“.

Wir Kinder konnten beim Essen nicht groß wählerisch sein,
das, was auf den Teller kam, musste auch in unsere Schnäbel rein.
So stand auch wieder einmal ein Topf Erbsensuppe auf dem Tisch,
ausreichend nahrhaft und vollkommen frisch.

Eine schöne Speckschwarte hat mich vom Teller aus angelacht.
Ich habe mich gleich über sie hergemacht.
Ich hatte die Schwarte nur etwas ausgezutscht,
da war sie mir plötzlich in den Magen gerutscht

Der Pferdedoktor hat mich an meinem Krankenbett besucht
und behutsam meinen Körper untersucht.
Ich sah noch, wie sich des Doktors Stirn in Falten legte
und sein Kopf sich nach links und rechts bewegte.
Der Doktor sah mich etwas verlegen an und sagte dann:
“Tcha, mein lieber kleiner Mann,
hier muss leider der Chirurg mit seinem scharfen Messer ran!“

Mir war schon vorher entsetzlich schlecht,
jetzt wurde die Todesangst wirklich echt.

Nach einiger Zeit rief der Veterinär :
„Moment mal! Jetzt fällt es mir wieder ein.
Wir könnten es probieren!
Man kann dich auch auf andere Weise auskurieren.
Es tut mir aber Leid,
die Vorbereitung braucht ein bisschen Zeit.
Mit etwas Glück
bin ich in zwei Stunden wieder zurück.

Nach zwei Stunden kam Mutter zu mir gerannt:
„Der Doktor kommt zu dir mit einem dicken Frosch in der Hand!“

Der Veterinär hat mich genau instruiert.
„Du beißt jetzt in den Frosch hinein!
Du wirst schon seh'n, was dann passiert.
Dir wird dann endlich geholfen sein.“

Der Frosch – oh Graus,
der sah wirklich nicht sehr appetitlich aus.
Zum anderen – wer weiß, wer er wirklich war?
Vielleicht war er sogar der frühere russische Zar?

Der Doktor kommandierte laut:
„Bei – "eins!" – hast du mit offenem Munde bereit zu sein!
Bei – "zwo!" - gibst du keinen Laut!
Bei – "drei!" – wird kräftig zugebissen!“

Jetzt wird es die Entscheidung geben,
entweder der Frosch – oder ich konnte dann nur weiter leben.

Bei Kommando „eins!“ hab' ich schon die Augen geschlossen.
Tränen sind mir über die Wangen herunter geflossen.
Das war zu viel!
Es hat mich innerlich furchtbar ausgehoben
und plötzlich war die Speckschwarte wieder oben!

Es war nicht zu fassen und ich war außer Rand und Band,
vor mir stand der Doktor mit dem lebendigen Frosch in der Hand!
Er hatte mir an Stelle des Frosches den Finger in den Hals gesteckt.
Diese Täuschung war wirklich sinnvoll und außerordentlich perfekt

Ich hab vor Freude dem Frosch einen Kuss gegeben.
Es war der schönste Kuss in meinem jungen Leben!

Informationen zum Gedicht: Großvater erzählte von seiner Heilung im Jahre 1945

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20.05.2013
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Horst Hesche) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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