Geschwätziger Patient in der Arztpraxis

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
-1-
Herr Doktor, lindern Sie meine Zipperlein
es sticht im Kniegelenk und es lahmt mein Bein,
die Libido lässt nach, ich bin lendenlahm,
bin energielos, fühle mich wie im Tran.
-2-
Auch gerate ich zu schnell aus der Puste,
hab ne Allergie, niese, huste, pruste,
zudem sind zu träge Stoffwechsel und Darm,
ich werde korpulenter, verlier an Charme.
-3-
Auch mein Herz manchmal rast, gerät aus dem Takt,
dieses ist bei einem Liebesakt vertrackt,
dann kann,s für mich keinen Höhepunkt geben,
denn dann fürchte ich nur noch um mein Leben.
-4-
Auch Denken und Sprechen fallen mir schwerer,
obwohl ich einst arbeitete als Lehrer,
auch hat,s Kurzzeitgedächtnis nachgelassen,
Aktuelles kann ich kaum noch erfassen.
-5-
Der Patient spricht, ohne innezuhalten
mit einer Stirn, zerfurcht von Sorgenfalten,
lässt vom Stapel ne Litanei aus Klagen,
nur er und nicht der Arzt hat hier das Sagen.
-6-
Der Arzt ist am Schreibtisch zusammengesackt,
hat nen Herzanfall - die Lage ist vertrackt,
doch der Patient den Arzt weiterhin zuschwallt,
ihm seine Zipperlein um die Ohren knallt.

Informationen zum Gedicht: Geschwätziger Patient in der Arztpraxis

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30.03.2024
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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