Frühlingsanfang

Ein Gedicht von Micha Schneider
Vögel zwitschern in den Bäumen,
Blumen, die die Wiesen säumen,
man serviert jetzt bunte Torten –
es ist Frühling allerorten.

Tag und Abend werden lauer
und die Sahne wird schnell sauer,
wenn sie in der Sonne steht.
Kinder, wie die Zeit vergeht!

Gestern zeigte man noch Pelze,
dicke Schals um kranke Hälse,
Husten schallte durch die Luft –
jetzt der Winter ist verpufft.

Und die „Sommerzeit“ verspricht
Blödsinn, jährlich aufgetischt:
Wenn man nur die Uhr vorstelle,
sei es abends länger helle!

Es sei toll, wenn spät um Neune
immer noch die Sonne scheine,
denn der Tag nur länger bleibe,
weil die Uhr die Nacht vertreibe.

Auch wenn morgens wir verschlafen,
selbst die Fleißigen und Braven,
weil die Wecker früher schellen:
Abends saßen wir im Hellen!

Autos fahren wieder offen
und wenn Freunde man getroffen,
nutzt man die Gelegenheit,
plaudert und vergißt die Zeit:

„Wie geht es dir denn, altes Haus?
Kommst du auch ’mal wieder ’raus?
Hie und da zwar eine Falte,
aber sonst bist du der Alte!“

Endlich scheint die Sonne wieder
auf viel Haut und bräunt die Glieder.
Man sieht hin und wird gesehen:
Ist die Welt nicht wunderschön?

Ob schon reifer oder Backfisch –
jeder läuft hinaus und zeigt sich:
enge Hose, kurzes Kleid –
jetzt ist auch der Lüste Zeit!

Mann schaut Wackelpopos nach,
deshalb schlägt die Liebste Krach.
Frühling läßt die Triebe sprießen –
darum laßt ihn uns genießen!

© Micha Schneider

Informationen zum Gedicht: Frühlingsanfang

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09.04.2018
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Micha Schneider) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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