Früher Tod - Lebensbilanz eines Sterbenden -

Ein Gedicht von Ingrid Baumgart-Fütterer
- Fiktion -
-1-
Ich werde vergeblich mit dem Tode ringen,
keine Zeit haben, darüber nachzusinnen,
welches Schicksal mir wohl der Tod im Jenseits bringt
oder wer an meinem Sarg Grabgesang anstimmt
und während der Bestattung zu weinen beginnt.
-2-
Für mein tägliches Brot habe ich mich geplagt,
trotzdem hat Hunger an meinem Gedärm genagt,
litt wohl nicht genug unterm darbenden Verzicht,
denn gnadenlos hielt das Schicksal über mich Gericht
als wäre ich ein gottverdammter Bösewicht.
-3-
Ich verwünsch mein Los, das mir Siechtum hat gebracht,
zittere furchtsam vor immerwährender Nacht,
hab ich denn solch üble Schandtaten begangen
im kurzen Leben, das bisher ist vergangen,
dass Gott mich mit diesem Strafmaß kann belangen?
-4-.
Die einst zähe Kraft der Jugend ist gebrochen
Geschwüre sind über meinen Leib gekrochen,
zu kurz währte meine Schönheit auf dieser Welt
immer mehr Fleisch allmählich verwesend zerfällt,
ob man seine Seele nach dem Tod noch behält?
-5-
Je unerträglicher werden die Gebrechen,
desto mehr verliert das Sterben seine Schrecken,
denn kann man Siechtum nicht länger ertragen
verstummt angesichts des Todes das Wehklagen.
-Ich erhoffe mir Erlösung von den Qualen -

Informationen zum Gedicht: Früher Tod - Lebensbilanz eines Sterbenden -

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30.07.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ingrid Baumgart-Fütterer) für private und kommerzielle Zwecke frei verwendet werden.
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