Entfremdung durch Bequemlichkeit

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Entfremdung durch Bequemlichkeit

Beziehungen hatten's nie schwerer,
Als heute – hier im Wohlstandsleben.
Nie gab es mehr Berater, Lehrer,
Die unserer Netzwelt alles geben.

Man muss ja nicht mehr kochen, braten,
Nicht heizen, backen und nicht bügeln:
Wer Helfer holt, ist gut beraten
Und muss sich deshalb nicht mehr zügeln.

Versingelungen treiben weiter
Die Lebenswelten auseinander.
Bequem geht das, dabei oft heiter
Dahin, wo Mädchen und auch Ganter.

Bequemlichkeit schafft freie Zeit,
Man kann leichter Mitmenschen nerven,
Hat Energie, wird kampfbereit,
Kann permanent im Netze surfen.

Alles ist doch so wunderbar:
Präsent, jung, hell, mit frohem Lachen
Hebt Werbung Langeweile gar –
Und Sehnsucht führt zu fernen Drachen.

Fremdgehen wird da zur Option,
Wo die Entfremdung längst gegriffen:
Erfüllung sucht nach Lebenslohn,
Heimlich, kitschig, abgegriffen...

Sinnlosigkeit bricht ja dort auf,
Wo die Erfüllung nicht erspürt,
Weil in bequemem Lebenslauf
Die Langeweile oft geschürt.

Entfremdung durch Bequemlichkeit
Kann eine Last des Wohlstands sein,
Denn nicht jeder kann mit Freiheit
Sein ureig'ner Befreier sein.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Entfremdung durch Bequemlichkeit

178 mal gelesen
14.03.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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