Eine Kommunenmelodie: Die preußische Putzkolonne

Ein Gedicht von Georg Babioch
Für Bettina: Im Kopfe klammheimliche Wut
Über die lässig kontrollierende
Betreuerbrut:
"Ihr da, die ihr da oben steht,
Wie sehr simpel euch der pädagogische
Wind um euere Nasen weht!"

Denn wir putzen und putzen!


Für Kerstin: Sie schlägt die Türen liebendgern zu,
Niemand von uns hält seine Ruh;
Niemand möchte sie so recht verstehen,
Doch manchmal möchte sie niemand von uns
sehen.

Doch wir putzen und putzen!


Für Doris: Sie glaubt an Gott und spricht von Gott
Und merkt nicht: Gott ist längst bankrott
Lange Haare, blaue Augen und intelligent,
Doch ärgert sie, wenn sie morgens
verpennt.

Und wir putzen und putzen!


Für Helga: Sie nascht so gern an Mannes-
kräften
Und stärkt sich so an kräftigen Säften.
So manchen von uns hat sie verschlissen,
Doch sehen wir alle es gar nicht
verbissen.

Denn wir putzen und putzen!


Für Erika: Ein tolles Weib, ein wahres Stück,
Sie hält mit ihrer Meinung nie zurück.
Wo immer sie ihren Hintern pflanzt,
Sind ihre vier Buchstaben in den Stuhl
gestanzt.

Denn wir putzen und putzen!


Für Rosemarie:Eine treue Seele, wo noch auf der Welt
Können wir etwas kostbares finden, wo
auch hingestellt
Steht sie ihren Mann, trotz klein von
Statur,
Doch ausgestattet mit einer beein-
druckenden Persönlichkeitsstruktur.

Wir putzen und putzen!


Für Bernhard: Erfahren im Leben, erfahren im Nehmen,
Nichts aber kann seinen Mut noch lähmen.
Ausgestattet mit vielen Ideen
Liegt er mit Schwester Hoffnung in
einigen Wehen.

Und wir putzen und putzen!


Für Jörg: Ein echter Kumpel, möchte man meinen;
Gar manchen von uns ließ er leimen.
Doch tatsählich ernster Gedanken,
na klar,
So kennen wir Jörg, wie er immer war.

Denn wir putzen und putzen!


Für Frank: Ein Frauenkenner, ein toller Held,
Sagt, denkt und macht, was er von Frauen
hält.
Ein hübsches Weib an seiner Seite,
Daß sie ihn zu neuen Begierden im Nu
verleite.

Und wir putzen und putzen!


Für Uwe: Ein mächtiger Mann, er zupft die Saiten
Und möchte mit Gitarre sich die Welt
ausbreiten.
So ruhig schon, ein wahrer Kenner,
Er gilt im Haus als echter renner.

Doch wir putzen und putzen!


Für Dominik: Dürremats Physiker in seinem Kopfe,
Auf daß er seinen übermütigen Geist mit
diesen stopfe.
Lose Gedanken und lose Worte sind im
gerecht,
Daß ihr ihm bloß nicht die Sonnenwonne
versprecht.

Aber wir putzen und putzen!


Für Klaus: Er raucht Gedrehte in jeder Lage,
Daß jeder Zug seinen Bronchien behage.
Nur mangelt es ihm am Gelde schon,
Wir wünschen ihm bald einen reichlichen
Lohn.

Denn wir putzen und putzen!


Für Günter: Der Günter gilt als Schalk am Tisch
Und witzelt gern: Nun endlich, weg wisch,
Weg wisch ich dir die Trauer weg,
Weil ich mir gern die Lust von meinem
Munde leck.

Doch wir putzen und putzen!

Für Burkhard: Ein Sportsmann, gewaltig wir ein Baum,
Längst vergangen die Zeiten seines
Mannesflaum.
Ein weiser Knabe in unserer Zeit,
Wo findet man es heut´ noch weit und
breit.

Denn wir putzen und putzen!


Für Roswitha: Mit der Spritze im Umgang, ganz heimlich
in Tücke
Findet sie eine jede Entwicklungslücke.
Sie bohrt und stochert mit goldenen
Gabeln,
Nicht selten freut sie sich an psychi-
schen Fabeln.

Und wir putzen und putzen!


Für Petra: "Die Böden müssen geschrubbt nun werden,
Das Maß ist voll auf diesen Erden!"
Sie liebt so toll die Kreisbewegung,
Interessiert aber auch an so manch
anderer Regung.

Gottlob wir putzen und putzen!


Für Gertrud: Die Sommersproßen in ihrem Gesichte,
Rühren vom Sommer und Sonnenlichte.
Leise fiel eine Sprosse beim Braten und
Kochen
Hinein in den Topf, es geschah schon vor
Wochen.

Und wir putzen und putzen!


Für Harald: Löcher in der Hose und lange Locken,
So und nicht anders möchte er Mädchen
anbocken.
Ein kecker Kerl, ein toller Hecht,
Daß ihr mir über ihn keine schlechten
Worte sprecht.

Und wir putzen und putzen!


Für Ulli: Ein junger Kenner im pädagogischen Fache,
Wie sehr gern auch mit ihm ich über witze
lache.
Doch leider nicht nur im Tischtennis-
spiele,
Tollt der Ball nicht nach seinem Wille.

Und wir putzen und putzen!


Für Meinolf: Die Orgeltasten berührt ganz leise
Und für seine Fünfundzwanzig schon ganz
schön weise;
Daß er sich den Mediziner auch noch
leiste,
Gern denk ich daran zurück, wie ich mit
ihm durch Italien reiste.

Doch wir putzen und putzen!


Für Ulrike: Im psychologischen Fache
überaus verschlagen,
Läßt sie den Menschen neue
Abenteuer wagen.
Im Nu eh wir uns verguckt,
Haben wir unsere gesamte Lebens-
geschichte verschluckt.

Denn wir putzen und putzen!


Für Edwin: Ein sportlicher Geist und
fest im Trinken,
Im Glase möchte er gern ver-
sinken.
Dort hält er es aus, nichts ´
ist ihm zu teuer,
Auch Freundschaften sind
ihm nicht ungeheuer.

Und wir putzen und putzen!


Für alle: Das war eine Zeit, oh Gott,
wenn ich daran denke,
Ich vor Nostalgie meine
Glieder verrenke.
Ich sage euch allen: "Auf
ein Wiedersehen,
Traute Erinnerungen werden
nicht leicht verwehen!"

Informationen zum Gedicht: Eine Kommunenmelodie: Die preußische Putzkolonne

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20.07.2012
Das Gedicht darf weder kopiert noch veröffentlicht werden.
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