Dritter Advent
Ein Gedicht von
Sonja Dworzak
Nicht alle zählen Kerzenlicht,
manche nur die stillen Tage.
Der dritte Advent verspricht nichts –
er kennt die alte, schwere Lage.
Er tritt nicht laut in manche Zimmer,
setzt sich leise an den Rand.
Noch tragen alte Hände Jahre,
die niemand ihnen nehmen kann.
Die Stadt hängt Glanz in jedes Fenster,
doch drinnen bleibt es arm und klein.
Das Geld reicht kaum für warme Worte,
geschweige denn für Sonnenschein.
Man trägt den Körper wie ein Zimmer,
in dem es langsam kälter wird.
Und hört die Lieder dieser Zeit,
aus alter, müder Höflichkeit.
Manche sind schlicht aus dem Blick geraten,
kein Name fällt, kein Gruß kommt an.
Der Engel bleibt kurz stehen, zögert –
und sieht, was nur er sehen kann.
Und dennoch bleibt, ganz ohne Gründe,
ein Rest, der sich nicht beugen lässt.
Man wartet auf ein kleines Wunder.
Man wartet.
Mehr nicht.
Doch fest.
SDR
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