Die Zeit heilt alle Wunden?

Ein Gedicht von Hans Hartmut Dr. Karg
Die Zeit heilt alle Wunden?

Es sagt sich so leicht hin:
Die Zeit heilt alle Wunden.
Doch hat sie das im Sinn?
Vergehen nicht nur Stunden?

Der Zeit ist das völlig egal,
Sie treibt voran das Leben
Und ob es breit wird oder schmal:
Nur Alterung wird's geben.

Damit entfernt sich auch,
Was uns einmal bedrängt,
Geht auf in Schall und Rauch,
Wenn man sich nicht behängt.

Wo jedoch innen etwas nagt,
Bespringen uns die Geister,
Verklebt da leider ungefragt
Die Seele sich mit Kleister.

Uns werden Peiniger verfolgen,
Die wir nicht wirklich abgelegt.
Das hat mitunter schlimme Folgen,
Wenn die Erinnerung aufregt.

Der Tod kann manchmal retten,
Was an Erinnerung quält,
Weil in den Schlummerbetten
Vergangenes nicht zählt.

Die Zeit heilt nichts, was da nachwirkt,
Selbst wenn wir es so gerne hätten,
Denn was sich nicht vor uns verbirgt,
Sucht selbst die Opferstätten.

Vergessen kann so heilsam sein,
Mitunter auch Verdrängen!
Wer will immer nur Opfer sein
Und sich mit Frust behängen?


©Hans Hartmut Karg
2019

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Informationen zum Gedicht: Die Zeit heilt alle Wunden?

75 mal gelesen
27.04.2019
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Hans Hartmut Dr. Karg) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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