Die Legende von Nördlingen
Ein Gedicht von
Jürgen Wagner
So hört, ihr Leut’, von alter Mär,
die sich mal zutrug, lang ist’s her:
Im Jahre Vierzehnhundertvierzig war's,
am Anfang noch des Januars,
da zog der Graf Hans Oettingen
mit einer Schar nach Nördlingen
Der Graf war arm, sein Beutel leer,
die Stadt begütert ja so sehr
'Da könnt' man seine Not beenden,
mit einem Raubzug alles wenden'
So dacht er und bestach die Wachen
am Löpsinger Tor mit guten Sachen
Dreikönig war's am späten Abend,
die Wachen froh am Mahl sich labend,
sie spielten Würfel und sie soffen -
und das Stadttor, das blieb offen
Ein Schwein, das war dem Stall entwichen
Es kam zum Tor, grad dem nämlichen
und genoss mit vollen Zügen
sich dort abzureiben mit Vergnügen
Den Wertesten von jener Sau,
den sah des Lodenwebers Frau,
die auf dem Weg zum Wirtshaus war
um Bier zu holen früh im Jahr
Erblickte jenes off'ne Tor,
erschrak wie selten je zuvor
und rief in Richtung des Popo
mit lauter Stimm: "So, G'sell, so!?"
Das Schwein, das quiekte und verschwand
Der Ruf, der weckte das Umland
Schnell schloss man jenes off'ne Tor
Die Wachen fand man trunken vor
Der Graf, der musste wieder heim
Und schuld daran war dieses Schwein,
das sich da nächtens wohlig rieb
und folgte seinem inn'ren Trieb
Die Wächter hat man viergeteilt
Die Strafe hatte sie ereilt,
weil sie die ganze Stadt verrieten,
um sie dem Grafen feilzubieten
Seit dieser Zeit ruft jede Nacht,
der Türmer, der die Stadt bewacht
vom 'Daniel' hoch zur Stadt hinunter:
"So, G'sell, so!" - bist du noch munter?
Glücksbringer, Star und Talisman
war jenes gute Schwein fortan
Man findet's heut' noch hochverehrt,
wenn man die schöne Stadt durchquert
S. dazu https://youtu.be/LCxFgEXskIE
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