Die Kinder der Krieger

Ein Gedicht von Ernestine Freifrau v
Ich habe die Nacht nicht geschlafen
ich bin verletzt, sie hat etwas getan
was mich gedemütigt hat
ich bin laut geworden
aber sie hat einfach weiter gemacht
durch Tabletten sind Gefühle abgestumpft
merkt es nicht wegen psychischer Störungen
kämpft mit den Schatten der Kindheit

mein Herz klopft unruhig
ich bin nicht sicher
ob ich das gleiche noch einmal ertragen kann
es macht mich fix und fertig
aber loslassen kann ich auch nicht
wir haben uns ein halbes Jahrhundert geliebt

ihr Vater wurde noch kurz vor dem Kriegsende
zur deutsche Wehrmacht eingezogen
er hatte fürchterliche Erlebnisse
beim Völkermorden der deutschen Wehrmacht
er hat überlebt
mit posttraumatischen Störungen
ohne Endsieg, mit viel Hunger

vor fünf Jahren haben wir sein Tagebuch gefunden
er beschreibt die Gefühle
unmenschlicher Tiefen und Abgründe
der erste Angriff, die ersten Toten
Demütigungen in amerikanischer Gefangenschaft

wegen fehlender psychologischer Betreuung
wurde billiger Alkohol seine Tragödie
nie kam er klar mit den schwarzen Schatten

die Kinder deutscher Kriegsgewinnler
sind jetzt die neue Milliardäre
welche Ängste und Gefühle werden sie haben
sie haben immerhin
einen blutigen Supergewinn für sich

ja, so ist es auf dieser Erde
jeder erbt etwas von den Vorfahren
und muss sein Päckchen tragen


mageba

Informationen zum Gedicht: Die Kinder der Krieger

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20.02.2023
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Ernestine Freifrau v) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
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