Die große Flut

Ein Gedicht von Peter Leitheim
So lange alles im Leben“ gut läuft“ glauben wir,
dass es auch so bleibt - welch Trugschluss.
-------------------------
Die große Flut von Petrograd
www.leitheimGedichte.de

Nach alten Zeitungs-Berichten und Erzählungen von 1824,
schrieb ich dieses Gedicht - aus dem alten Russland
-------------------------
Es war die größte Flut die Petrograd/ Petersburg - je erlebt hatte.
Die Flut hatte die Särge des nahen Friedhofs freigespült
und diese durch die Stadt geschwemmt.
Einer davon wurde im zweiten Stock eines Hauses gefunden!
565 „gefundene“ Flut Tode, über 700 Vermisste.
423 weggeschwemmte Häuser. 3368 sehr schwer beschädigte Häuser.
-------------------------------------
Am Morgen noch Schlittschuhlauf, Kinderlachen, Spaß, Vergnügen.
19.11.1824 - Petrograd
---------------------------
Ich möcht berichten im Gedenken
erzählend Euch nun im Gedicht.
Erinnernd so ans Unheil denkend
denn gramgebeugt ist die Geschicht`!
------------
Quellen Verzeichnisse: das dem Poem: des ehernen Reiter - von Puschkin.
ein Poem: von dem Polen - Adam Mickiewicz,
sowie von alten russischen Presseberichten und Bestandsaufnahmen aus Petrograt.
In Westeuropa war da Unglück nahezu unbekannt
-----------------------
Vorwort – wie alles begann

Ein Großfürst stand am Uferstrand
von großen Plänen übermannt,
er schaute hin zur Newas, Breite
bestaunte ihre Länge, Weite,
---------------------------
Entlang am sumpfigen Ufer sah
man spärlich Hütten - sonst war nichts da,
und ringsherum der Wald ganz dicht
fast nie durchstrahlt vom Sonnenlicht.
---------------------------
Hier baue ich eine feste Stadt
an der ich meine Freude hab`
der Großfürst wurde bald schon Zar
und die Vision sie wurde wahr.
----------------------------
Bald standen Türme und Paläste
aus ganz Europa kamen Gäste,
die Newa überquerten Brücken
die Stadt auch viele Gärten schmückten.
-----------------------------
Bälle und Glanz gab es nun viele Male
viel Mummenschanz im großen Saale,
in Trinkpokalen perlend Sekt
nebst Kaviar der köstlich schmeckt.
----------------
So mancher liebte Winterstrenge
wenn Luft stahlblau - sibirisch kalt,
und auf der Newa Menschenmenge
ob arm ob reich, ob jung ob alt.
------------------
Dort in Prachtschlitten und in Pelzen
laut lachend fröhlich voller Freud,
und Kinder die im Schnee sich wälzten
es gab auch Armut und viel Leid.
--------------------
Kirchtürme, schimmernde Paläste
im stolzen, prunkvollen Gewand,
in Stein gezwängt die Newa, feste
so schien gezähmt des Flusses Band.
----------------------
Bei Regen Newas Fluten drängten
die in zu enges Bett gestellt,
schon öfters sich durch Straßen zwängten
doch noch in Ordnung all die Welt.
-----------------------------
Ein jeder liebte „Peter“ deine
die Stadt sie glich der Sonne, Pracht.
durch Mieder die aus Stahl und Steinen
war Newa eingeschnürt mit Macht.
-----------------
Manch Schiff zog stolz durch ihre Flut
vorbei an Kirchen, Häuserpracht,
die kündeten von Macht und Gut
prachtvoll - erstrahlte jede Nacht.
---------------------------------------
Beginn des Unheils!

Novemberfrost mit Regenschauern
die Wogen wallten heftig, schwer,
ließ trübes Petrograd erschauern
die Fluten rollten schwer einher.
-----------------
Der Wind er pfiff von allen Seiten
die Newa grollend zog daher,
und aus des Flusses Seelenweiten
da brausten Wellentürme her.
-----------------------------
Die Brücken waren hochgezogen
um nicht zu hindern Wasser - Lauf,
doch ein Zyklon war aufgezogen
das Unheil nahm nun teuflisch Lauf.
-------------
Erst Gaffer hin zum Ufer wogten
die Wellenberge strömten wild,
bestaunten schäumend Gischt und Wogen.
genossen herrlich, schaurig Bild.
------------------------
Als alle Inseln überschwemmt
hat Newas Lauf nichts mehr gehemmt,
der Fluss in seiner bösen Gier
glich einem wild gewordenen Tier.
-------------------------------
Warf sich nun brüllend in die Stadt
ein jeder floh wo Beine hat,
die Fluten stürzten mit Gewalten
in Häuser, Läden, Kellerspalten.
-----------------------------
Nun Kähne vor - der Flut - auf Flucht
durchdrangen Fenster voller Wucht,
und Bretter, Balken nun in Scharen
mit ihnen schwammen Pferde - Wagen.
-------------------------
Aus Plätzen wurden gurgelnd` Seen
im Wasser sah man Häuser untergehen,
vom Friedhof her die Särge schwammen
umklammert von Nichtschwimmer, Armen.
----------------------
Die Fluten durch die Fenster krachten
in Petrograd tobt nun, Triton
durch Straßen schwammen Kutschen, Nachen
auf Newas Wogen - im Zyklon.
--------------------
Selbst Stockwerk „Zwei“ die Flut nicht hemmt
dort Möbel, Menschen weggeschwemmt,
ob Schrank, ob Bett, ob Stuhl, ob Tisch
durch kahle Räume schwimmt manch Fisch.
-----------------------
Manch morsches Haus, manch alte Weide
die schwammen nun auf Stromes Breite,
vom Reiterstandbild hatten Wogen
vom Pferd, die Brust fast ganz umzogen.
-----------------------------
Unter Balkonen schäumt die Flut
die angehäuft von Hab und Gut,
manch Grabkreuz, Grabstein grüßt die Stadt
die Flut tiefbraune Farbe hat.
-------------------------
Als endlich schien erschöpft die Flut
von Raserei und zornig Wut,
sah man ein garstiges Schlachtenbild
von Schrecken-Herzen sind erfüllt.
-----------------------
Die Häuser, standen schief vom Grauen
viel Eingestürztes konnte man schauen,
gar vieles hat entführt die Flut
an Menschen, Tier, an Haus, Hab` und Gut.
-----------------
Tiefschwarze Nacht fiel auf die Stadt
die stiller dalag als ein Grab,
und zitternd jene noch im Bett
des Tritons Wüten! Überlebt.
-----------------------
Als endlich dann der Morgen kam
die Wolken tief, grau - flügellahm,
ein Schreckensbild im Morgenlicht
dem garstigen Anblick traut man nicht.
-------------------
Nun Leichen zieren, Wasser, Straßen
auf Dächern betend Menschen saßen,
ein Handelsschiff lag in der Stadt
wohl dem, der überlebt dies hat.
------------------------------------
Geschockt die Bürger, Adel, Zunft
verließen Haus und Unterkunft.
Gänzlich beraubt ein jeder Laden
von Newa - Plündern, weggetragen.
---------------
Nach der FLUT
------------------
Zu klein der Friedhof für die Leichen
kaum Ärzte da - die zu erreichen.
Und auf der Newa, Kahn um Kahn
man schaffte Lebensmittel ran.
-------------------
Noch klatschten siegestrunkene Wellen
ans Ufer hin mit lärmend Krach,
noch strömten schäumend, Newas Schne Flutllen
verspottend Weh und klagend Ach.
-----------------
Manch Menschenauge ist erstarrt
die Menschen noch von Angst besessen,
im Schicksalsschlage tief erstarrt
mit Furcht verzerrtem, offenen Munde.
---------------
Aus müden Wolken Licht sich stahl
beleuchtet nun im fahlen Schimmer,
verwundet Stadt, die Newas - Mahl
von Lebenden nur noch Gewimmer.
-------------------
Viel Dichter haben dann beschrieben
der Newa Fluten, Schreckenstag,
was Menschen schätzten was sie liebten
von heute auf Morgen nicht mehr da.
----------------
Leitheim-Gedichte
Deutsche Gedichte Bibliothek.
Historie, Sagen, Geschichten aus alter Zeit in Reimform
Autor von: Spiegelbild der Seele.
Reutlinger Autorenpool

Informationen zum Gedicht: Die große Flut

1 mal gelesen
(Es hat bisher keiner das Gedicht bewertet)
-
11.11.2025
Das Gedicht darf unter Angabe des Autoren (Peter Leitheim) für private Zwecke frei verwendet werden. Hier kommerzielle Anfrage stellen.
Anzeige