Die Erbtante ...

Ein Gedicht von Horst Fleitmann
Am Sonntag geht man gern spazieren
wenns schön ist, in der Stadt flanieren.
Da trifft man öfters mal Verwandte
auch die schon fast vergess´ne Tante.

Besagte Tante säh man gern
auf Fotos nur oder von fern.
Wie immer wird sie´s Pläuschken kriegen
und sich ins tausendste verlieren.

Sofern man stellt nur eine Frage
kommt sofort ihre Krankheitsklage
dann spricht sie unentwegt von Dingen
die ihr viel Schmerz und Unheil bringen.

Wir hör´ns uns an, ganz ohne grollen,
obwohl wir´ s gar nicht wissen wollen.
Man blickt verstohlen auf die Uhr
als sie nun redet von der Kur.

Doch als sie dann vom Erbe spricht
hat es dich plötzlich doch erwischt.
Du gönnst ihr gern ein liebes Wort
doch dann muss sie auf einmal fort.

Du hoffst am Schluss und ganz im Stillen
dass sie bedenkt im letzten Willen
vielleicht auch Dich und möglichst hoch.
Doch meistens kommt es anders doch.

Die Tante mit den vielen Klagen
die sprichst Du noch in manchen Jahren.
Versuchst durchtrieben und verwegen
vom Erbe stets mit ihr zu reden.

Nachdem den letzten Gang sie machte
Die Tante sich in Fäustchen lachte
Es erbte weder Mensch noch Katze.
Vernäht war´s Geld in der Matratze.

Die man bereits vor vielen Wochen
Entsorgt, zum Müll-Verbrennungsofen.
Das Erbe ist nicht weggekommen,
hat andre Form nur angenommen.

Informationen zum Gedicht: Die Erbtante ...

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20.02.2016
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