Die einsame Nixe

Ein Gedicht von Tanja Wagner
Dicke Eisschicht deckt die Wasserfläche.
Leblos scheint der große Teich.
Mittendrin in Scheu und Schwäche 
Eine Nixe, die den Blicken weicht.

Jemand schnitzte sie mit Liebe
aus dem festen Eichenholz.
So wie sie im Buch beschrieben,
nur der Mut fehlt ihr, der Stolz.

Und so weint sie wenn es regnet,
Einsamkeit ist ihre Last.
Es gibt keinen der sie segnet:
weder Freund, Gefährte, Gast. 

Träumend blickt sie in die Tiefe
wartend auf den einen Tag…
wünscht sich, dass sie bald doch riefe
Einer, der sie wirklich mag.

Es vergehen Tage, Jahre, 
warme, kalte Jahreszeit…
Manchmal streifen ihre Haare
das kühle Wasser…"Nicht mehr weit",

sagt ihr Blick, "dann werd ich sterben.
Langsam bricht das morsche Holz.
Nichts als viele tiefe Kerben 
bot die Zeit, die schnell zerschmolz."

Enten watscheln hin und wieder.
Schlummernd liegt der alte See.
Nur die Nixe schauet bitter:
Die Einsamkeit tut schrecklich weh.


Nachdichtung

Informationen zum Gedicht: Die einsame Nixe

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09.12.2015
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